Nach Angriff bei Einsatz: Rettungssanitäter sind wieder im Dienst
Die beiden am Mittwoch bei einem Einsatz attackierten Rettungssanitäter arbeiten wieder. Der Vorfall in Königslutter hat die Forderung nach Kameras in Rettungswagen zurück in die Diskussion gebracht.
Wie ein Sprecher der Malteser in der Diözese Hildesheim am Freitag sagte, sind die beiden Sanitäter wieder im Dienst. Nach Polizeiangaben hatten die beiden 23- und 44-Jährigen sich am Mittwochabend vor zwei Angreifern in ihren Rettungswagen geflüchtet. Sie waren körperlich unversehrt geblieben, hatten allerdings einen Schock erlitten und waren vorübergehend arbeitsunfähig.
Erst Notruf wegen Tablettenkonsums, dann Angriff auf die Helfer
Die Sanitäter waren wegen eines medizinischen Notfalls zu einer Wohnung in Königslutter gerufen worden. Wie eine Polizeisprecherin dem NDR Niedersachsen am Freitag sagte, hatte der Mieter der Wohnung die Rettungskräfte alarmiert. Es habe geheißen, dass ein 24-Jähriger zu viele Tabletten konsumiert habe und sein Zustand bedrohlich sei. Beim Eintreffen der Sanitäter habe der Mann die Behandlung dann aber verweigert. Stattdessen hätten er und ein 28-Jähriger, der sich ebenfalls in der Wohnung befand, die Sanitäter massiv verbal attackiert, so die Sprecherin.
Polizeisprecherin: "Die Sanitäter hatten Angst"
Nach Angaben der Polizei verließen die Helfer die Wohnung, brachten sich im hinteren Teil ihres Rettungswagen in Sicherheit und alarmierten die Polizei. Die zwei Angreifer seien ihnen nach draußen gefolgt und hätten versucht, in den Rettungswagen zu kommen, so die Polizei. Als das nicht gelang, hätten sie das unverschlossene Führerhaus verwüstet, Dienstgeräte herausgerissen und zerstört. Bis die Polizei kam, eilten den Sanitätern Zeugen aus einer benachbarten Bar zu Hilfe, die den Vorfall beobachtet hatten. "Die Sanitäter hatten wirklich Angst", sagte Melanie aus dem Bruch von der Polizei Wolfsburg.
Kameras zur Abschreckung und Täterverfolgung?
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Sebastian Lechner, forderte die Landesregierung auf, mehr für den Schutz von Rettungskräften zu tun. Lechner erneuerte die Forderung nach dem Einsatz von Kameras in Rettungswagen, um Taten filmen zu können und mögliche Täter abzuschrecken. Die Landesregierung lehne solche Dashcams bisher allerdings ab, so Lechner. Ein Sprecher des SPD-geführten Innenministeriums verwies auf hohe datenschutzrechtliche Hürden. Für die Installation solcher Kameras gebe es "keine rechtliche Grundlage", sagte er.
Polizeichef kritisiert aggressives Verhalten
Gegen die beiden Angreifer vom Mittwochabend wird laut Polizei ermittelt - wegen tätlichen Angriffs und gemeinschädlicher Sachbeschädigung. Der 24-Jährige kam am Mittwochabend zur Behandlung in ein Krankenhaus, der 28-Jährige wurde nach Feststellung seiner Personalien wieder entlassen. "Wenn Rettungskräfte in Ausübung ihrer Tätigkeit angegriffen werden, und dann noch unter anderem von der Person, der geholfen werden sollte, dann ist eindeutig eine Grenze überschritten", sagte der Leiter des Polizeikommissariats Königslutter, Jens aus dem Bruch.