Freiwillige Feuerwehr: Viele Ehrenamtliche erleben Gewalt im Einsatz

Stand: 30.05.2023 14:45 Uhr

Die Feuerwehr-Unfallkasse hat 1.324 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen zu ihren Gewalterfahrungen im Einsatz befragt. Drei Viertel haben demnach derartige Erfahrungen gemacht.

Konkret haben 73 Prozent der mehrheitlich männlichen befragten Personen auf die Frage nach Gewalterfahrung in der Dienstzeit mit einem "Ja" geantwortet. Rund 60 Prozent haben explizit in den vergangenen zwei Jahren Gewalt erlebt. Mehrfachnennungen waren in dieser Umfrage möglich. Diesen Zeitraum seit der ersten Erhebung im Jahr 2020 hat die Unfallkasse nun untersucht. Ein Fazit: Die Zahl der Gewalterfahrungen ist seitdem nicht gestiegen. Dennoch sei sie noch immer hoch, heißt es.

Innenministerin Behrens: "Völlig inakzeptabel"

"Angriffe auf Rettungs- und Einsatzkräfte, Polizistinnen und Polizisten sowie Feuerwehrleute sind völlig inakzeptabel. Diese Gewalt dürfen wir nicht hinnehmen", sagt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) nach der Veröffentlichung der Umfrage-Ergebnisse. "Wer Einsatzkräfte daran hindert, ihre Pflicht zu tun, der greift uns alle an. Wir werden alles dafür tun, um die Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich für unsere Sicherheit engagieren, zu schützen."

 

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Meist geht es um Beleidigungen gegen Einsatzkräfte der Feuerwehr

Am häufigsten haben die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer erlebt, dass sie im Einsatz beleidigt und beschimpft werden. Oder dass Passanten nicht kooperieren oder sich den Anweisungen der Feuerwehrleute widersetzen - wenn zum Beispiel Gaffer von der Unfallstelle nicht wegzukriegen sind. Davon berichtet gut eine von drei Personen. Viele Aktive haben angegeben, dass Kontrahenten gedroht haben, sie mit einem Fahrzeug anzufahren - etwa, wenn Feuerwehrleute eine Straße gesperrt haben. Mit rund 17 Prozent spielen auch Beschimpfungen und Beleidigungen in sozialen Netzwerken sowie Attacken mit Feuerwerkskörpern eine Rolle.

Behrens will Strafrahmen voll ausschöpfen

Laut FUK liegen infolge der Gewalterlebnisse nur in wenigen Einzelfällen Unfallanzeigen vor. "In der Praxis sind weitaus häufiger eher niederschwellige Vorfälle bedeutsam, die für sich allein gesehen keine Meldepflicht beim gesetzlichen Unfallversicherungsträger auslösen", heißt es weiter. Auch in dieser Sache sieht Innenministerin Behrens Handlungsbedarf: "Wir müssen gerade den Ehrenamtlichen in der Feuerwehr, die ihre kostbare Freizeit für den Schutz unserer Gesellschaft opfern, den Rücken stärken." Die Personen, die Einsatzkräfte angreifen, müssten die "volle Härte unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen". Strafrahmen bei Angriffen auf Einsatzkräfte müssten voll ausgeschöpft werden. "Mir ist wichtig, die Menschen hinter der Uniform stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Die Angriffe und Respektlosigkeiten auf sie gehen uns alle an."

Alkoholeinfluss bei den Taten spielt keine Rolle

Der Umfrage zufolge waren die mutmaßlichen Täter überwiegend Einzelpersonen. Alkoholeinfluss spielte praktisch keine Rolle. Es wird deutlich, dass betroffene Einsatzkräfte die Vorfälle zumeist aber nicht stillschweigend hinnehmen: 78 Prozent berichteten entsprechend an ihre Ortsbrandmeisterin, ihre Ortsbrandmeister oder Kameraden.

Das Thema Gewalt gegen Rettungskräfte wird laut Behrens bei der kommenden Innenministerkonferenz in Berlin diskutiert.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.05.2023 | 13:00 Uhr

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