Mehr als drei Jahre Haft für VW-Ingenieur
40 Monate Gefängnis und eine Geldbuße in Höhe von 200.000 US-Dollar - so lautet das erste Urteil gegen einen Volkswagen-Mitarbeiter im Zusammenhang mit dem Diesel-Skandal. Das Urteil gegen den langjährigen VW-Ingenieur James Liang fiel am Freitag am Bundesgericht in Detroit (USA). Der 63-jährige Liang hat die USA nach Auffassung des Gerichts über den Einbau einer illegalen Software zur Manipulation von Abgaswerten in Dieselwagen getäuscht.
Forderung der Staatsanwaltschaft übertroffen
Wortlos und mit stoischem Gesichtsausdruck verfolgte der ehemalige VW-Ingenieur die Verkündung des Strafmaßes. Dieses fiel höher aus als die von der Staatsanwaltschaft geforderte Strafe. Mit Verweis auf die Kooperation Liangs hatte diese auf drei Jahre Haft und eine Zahlung von lediglich 20.000 Dollar plädiert. Zur Begründung sagte Bundesrichter Sean Cox, trotz seiner Kooperation mit den US-Ermittlern habe Liang als wichtige Schlüsselfigur an einer schweren Straftat mitgewirkt. Der VW-Diesel-Skandal sei ein massiver Betrug an den Verbrauchern in den USA gewesen. Ein weiteres Argument des Richters: Man müsse ein abschreckendes Signal an alle Unternehmen senden, dass Verantwortliche bei Wirtschaftskriminalität nicht verschont blieben.
Verteidiger: Liang war nicht "Mastermind" der Manipulation
Zuvor hatte sich der Verteidiger erneut für eine milde Strafe ausgesprochen. Sein Mandant sei nicht "Mastermind" in der Abgas-Affäre gewesen, sei aber dennoch weltweit zum Gesicht des Skandals geworden. Er saß nicht in der Vorstandsetage, sondern nur an einem kleinen Schreibtisch - so erklärte der Anwalt die Position und Rolle Liangs. Die Verteidigung kann das Urteil selbst zwar nicht anfechten, kann aber Berufung gegen das Strafmaß einlegen. Immerhin: Die Strafe liegt noch deutlich unter dem gesetzlichen Höchstmaß von sieben Jahren Gefängnis und 400.000 Dollar Geldbuße.
Als erster VW-Verantwortlicher den Behörden gestellt
Liang ist einer von acht amtierenden und früheren VW-Mitarbeitern, gegen die bislang in den USA Strafanzeige erstattet worden ist. Der Ingenieur war 2012 von Wolfsburg in die USA gewechselt und war der erste Verantwortliche von VW, der sich wegen der Diesel-Skandals freiwillig den US-Behörden stellte.