Mehr als 1.000 Euro Heizkosten: Vermieter LEG will Enercity verklagen
Vierstellige Heizkostenabrechnungen hatten Mieter in Göttingen im Dezember 2023 entsetzt. Es folgte ein Streit mit dem Vermieter LEG Wohnen. Nun herrscht Einigkeit: Energieanbieter Enercity soll verklagt werden.
Die Mehrzweckhalle im Göttinger Stadtteil Grone ist am Mittwoch gut gefüllt. Rund 200 Mieterinnen und Mieter sind zu einem Informationsabend ihres Vermieters LEG Wohnen gekommen. Die Bewohner aus Grone hatten Ende 2023 teure Heizkostenabrechnungen erhalten. Teilweise bis 9.000 Euro Nachzahlungen, weil Anbieter Enercity gestiegene Gaspreiskosten in Rechnung gestellt hatte. Eine Prüfgemeinschaft der Mieter zweifelte diese Abrechnungen mit einem Gutachten an, das ein Professor aus Bielefeld erstellt hatte. Nun will auch der Vermieter LEG gegen Enercity vorgehen.
Mieterinnen und Mieter aus Göttingen froh über Klage
"Wir mussten dafür auch eine ganze Weile kämpfen, mit langen Gesprächen und Verhandlungen und viel Druck durch Medien", sagt Stefan Zimmermann, Mieter und Mitglied der Prüfgemeinschaft. Ohne die Hilfe des Mietervereins Göttingen wäre das nicht möglich gewesen. Lob hat er auch für die Unterstützung durch die Stadt Göttingen. "Uns wurden die Flyer bezahlt, die Räumlichkeiten und das Gutachten für 10.000 Euro erstellt", sagt Zimmermann. Nun sitzt er gemeinsam mit dem Mieterverein und Göttingens Sozialdezernentin Anja Krause den LEG-Vertretern gegenüber auf dem Podium.
Gestiegene Gaspreise: LEG Wohnen zweifelt Verträge an
Die LEG-Vertreter erläutern, warum sie den Energieanbieter Enercity verklagen wollen. Es geht um Preissteigerungsklauseln in den Verträgen mit Enercity, die LEG Wohnen von Adler Immobilien übernommen hatte, dem Vorbesitzer der Wohnungen in Göttingen. Diese Klauseln habe Enercity genutzt, nachdem die Gaspreise in Folge des Ukraine-Kriegs explodiert waren, erläutern die LEG-Vertreter auf der Bühne. "Mit der Klage wollen wir erreichen, dass bestmöglich wieder der alte Gaspreis vor der Erhöhung abgerechnet wird", sagt Volker Wiegel vom LEG Vorstand. Das würde für die Mieterinnen und Mieter demnach rund 1,8 Millionen an Ersparnis bringen.
Anbieter Enercity sieht Klage gelassen entgegen
Der Energieanbieter Enercity zeigt sich auf Anfrage des NDR Niedersachsen verwundert über das Vorgehen. Im Gespräch mit der Stadt Göttingen habe man konstruktive Vorschläge eingebracht, zum Beispiel einen Härtefonds, mit dem man in Hannover schon gute Erfahrungen gemacht habe. "Es drängt sich der Eindruck auf, dass Enercity hier für Verfehlungen anderer nun der Schwarze Peter zugeschoben werden soll", sagte ein Unternehmenssprecher. Einer möglichen Klage, von der das Unternehmen aus den Medien erfahren habe, sehe Enercity gelassen entgegen.
Verbraucherzentrale Niedersachsen: Klauseln oft ein Problem
Einen Gerichtstermin gibt es noch nicht. Bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen gab es bisher keine vermehrten Anfragen zu Abrechnungen von Enercity, sagte ein Sprecher dem NDR Niedersachsen. Die Klauseln für Preissteigerungen in Fernwärmeverträgen seien aber häufiger ein Problem. Wegen solcher Verträge hat auch der Verbraucherzentrale Bundesverband Sammelklagen laufen, unter anderem gegen den Anbieter E.ON.
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