Hunderte Mieter in Wolfsburg monatelang ohne warmes Wasser
Mehrere Monate lang hatten Hunderte Mieter in Wolfsburg-Vorsfelde kein warmes Wasser, Heizungen fielen aus. Zu den Gründen haben sich Vertreter der Vermieterfirma LEG nun in einer Ortsratssitzung geäußert.
Rund 720 Wohnungen waren von den Mängeln betroffen. Mittlerweile funktioniert das Warmwasser zwar wieder, aber immer noch nicht in allen Wohnungen und zu jeder Zeit. "Mal ist es heiß, mal wieder eiskalt. Es schwankt dauernd", berichtet eine Mieterin dem NDR Niedersachsen. Zwischen Ende Juni und Mitte Oktober habe es gar kein Warmwasser gegeben. "Ich habe zwei kleine Kinder, die sieben und drei Jahre alt sind und wenn ich die baden durfte, musste ich erstmal eine Stunde Heißwasser kochen lassen und das war wirklich kein Zustand", sagt Mieterin Jennifer Mosenheuer. "Wir hatten regelmäßig Fieber - auch ich."
Bürgermeisterin: Mangel hätte schneller behoben werden können
Etwa 100 Mieterinnen und Mieter sind am Mittwochabend zur Ortsratssitzung in einen Gasthof in Wolfsburg-Vorsfelde gekommen. Auf der Tagesordnung stand die Befragung von zwei Mitarbeitern der Vermieterfirma LEG durch Ortsratsmitglieder. "Uns treibt um, dass dieser Mangel doch schneller noch in der Sommerzeit hätte behoben werden können, wenn man da zeitnah, schneller und intensiver reagiert hätte. Warum ist das nicht passiert?", fragt Ortsbürgermeisterin Sandra Straube (PUG).
Vermieterfirma musste Problem erst finden
"Einen Druckabfall haben wir anfangs nicht feststellen können", antwortet Niederlassungsleiter Jens Ellermann von der Düsseldorfer Vermieterfirma LEG. Man sei zunächst von Einzelfällen ausgegangen. Auf direkte Fragen des NDR Niedersachsen möchte der Mitarbeiter nicht weiter antworten und verweist auf die Pressestelle. Von dort heißt es: "Aufgrund der außergewöhnlichen Größe unserer Heizungsanlage vor Ort hat es leider einige Zeit in Anspruch genommen, um uns einen Überblick über die Ausmaße des Warmwasserausfalls zu verschaffen."
Rohrbruch ist Ursache für den Heizungsausfall
Anschließend sei ein Rohrbruch in vier Metern Tiefe und teilweise auf öffentlichem Gelände festgestellt worden, teilt LEG dem NDR Niedersachsen mit. Das börsennotierte Wohnungsunternehmen habe dann ein geeignetes Tiefbauunternehmen engagiert. Dieses habe zur Planung mehrere Ortstermine benötigt. "Durch die vielen Beteiligten und notwendigen Abstimmungen haben sich diese Arbeiten daher verzögert", so LEG. Momentan arbeite man noch "mit Hochdruck" am Rohrbruch in der Anlage, um ihn schnellstmöglich zu beseitigen, teilte das Düsseldorfer Unternehmen mit.
Wohnungsunternehmen stellt Mietgutschriften aus
Bei der Ortsratsversammlung räumten die LEG-Vertreter aber auch Fehler ein. "Ich gebe Ihnen da Recht, dass die Kommunikation nicht optimal gelaufen ist und auch verbesserungswürdig ist", erwidert Christina Preißler, Leiterin der Kundenbetreuung der LEG, auf die Frage eines Politikers. Das werde man nächstes Mal anders machen. "Wir hatten da eigentlich auch nichts, was wir verheimlichen mussten. Es war wirklich so, wie wir das geschildert haben", so Preißler. Laut Unternehmensvertretern wurden bereits etwa 200 Mietgutschriften ausgestellt. Außerdem hat ein LEG-Vertreter bei der Ortsratssitzung mobile Heizzentralen für weiterhin betroffene Wohneinheiten versprochen.
Mieter klagen über weitere Mängel und hohe Nebenkosten
Dennoch zeigen sich viele Mieter nach der Ortsratssitzung von den Antworten der LEG-Vertreter enttäuscht: "Viele Floskeln" seien es gewesen. "Es sind jetzt andere Punkte aufgetreten wie zum Beispiel eine sehr hohe Nebenkostenabrechnung", sagt Mieter Marco Pede dem NDR Niedersachen. "Die Wohnanlagen sind toll, aber wir wollen einfach nur fairer behandelt werden und wir brauchen einen Ansprechpartner." Er hat auf einer Liste mit Mängeln und Nachfragen zu hohen Nachzahlungen bei Nebenkosten unterschrieben - wie insgesamt 107 Mieter. Sie kritisieren auch zu geringe Mietminderungen und eine schleppende Kommunikation.
Legionellen-Bakterien laut Vermieter keine Gesundheitsgefahr
Einige Bewohner berichten zudem von überschrittenen Grenzwerten bei Legionellen. Das belegen sie mit zwei Informationsschreiben der Vermieterfirma aus dem Juni und August 2024, die dem NDR Niedersachsen vorliegen. Darin heißt es unter anderem: "Bei den vorliegenden Konzentrationen besteht für Sie jedoch keine akute Gesundheitsgefährdung. Der festgestellte Wert gibt lediglich Anlass zur Überprüfung und Nachjustierung der Warmwassererzeugung und der Leitungen." Auf Anfrage des NDR Niedersachsen bestätigt LEG, dass es weiterhin eine Legionellen-Belastung gebe. Es bestehe aber nach wie vor keine Gesundheitsgefährdung. "Wir arbeiten weiterhin mit Nachdruck an der Reparatur der Anlage und werden außerdem in Kürze eine chemische Desinfektion durchführen lassen", heißt es weiter. Danach seien weitere Wasserproben geplant.
Liste mit Mängeln übergeben - LEG will Anfang nächster Woche antworten
Die Initiatoren der Unterschriftenaktion haben den LEG-Mitarbeitern die Mängelliste nun übergeben. "Anfang nächster Woche soll eine Antwort kommen", sagt eine Mieterin nach der Ortsratssitzung. "Ansonsten werde ich die LEG nerven. Ich will für uns da Antworten haben!" Daraufhin brandet Applaus in der Menge auf.