Kritik oder Kampagne? Debatte um Göttinger Cannabis-Club
180 lokale Vereine betreut der Cannabis Social Club (CSC) Göttingen nach eigenen Angaben. Doch Kritiker werfen dem Club unseriöse Geschäftsgebaren vor. Auch die Verbraucherzentrale zeigt sich irritiert.
Matthias Friedrich ist Cannabis-Aktivist. Der Mann aus Hannover ist nach eigenen Angaben im Netz aktiv, mit eigener Webseite und in den sozialen Netzwerken. Nach einem Bericht des NDR Niedersachsen über den CSC Göttingen hat er sich an den NDR gewandt. "Ich bin von Nutzern kontaktiert worden, die sich auf der Internetseite cscsdeutschland.de angemeldet hatten, weil sie dachten einem lokalen Anbauverein beizutreten", sagt Friedrich. Tatsächlich tritt man aber nicht nur einem lokalen Verein, sondern auch dem Dachverband bei. "Ohne 14-tägiges Widerrufsrecht und mit drei Monaten Mindestdauer bei der Mitgliedschaft", kritisiert der Aktivist. Friedrich sagt, er habe von 18 Personen bundesweit Beschwerden erhalten - auch aus Hildesheim, Lüneburg, Hannover und Göttingen. Die Betroffenen hätten beklagt, dass die Bedingungen nicht klar kommuniziert würden. Sie wollten aber anonym bleiben, sagt Friedrich.
Betreiber aus Göttingen: Bedingungen werden klar kommuniziert
"Auf unserer Webseite kommunizieren wir klar, dass wir ein Gesamtverein sind", sagt Nils Harbers vom CSC Göttingen dem NDR Niedersachsen. Er verweist auf folgende Passage: "Der Dachverband ist der Zentralverein, und der lokale Club ist der Zweigverein auf Ortsebene. Das bedeutet, wenn wir deinen Mitgliedsantrag annehmen, wirst du gleichzeitig bei beiden Vereinen Mitglied." Die Mindestdauer der Mitgliedschaft von drei Monaten hänge wiederum mit den Vorgaben des Cannabis-Gesetzes zusammen, erläutert Harbers. Wenn ab Juli der Anbau beginnen darf, ist eine dreimonatige Mindestmitgliedschaft für Anbauvereine nämlich gesetzlich vorgeschrieben. "Diese Vorgabe wollten wir jetzt schon erfüllen", so Harbers. Auf diese Mindestdauer wird am Ende des Anmeldeformulars ebenso verwiesen, wie auf die doppelte Mitgliedschaft im lokalen Anbauverein und dem Dachverband.
Unseriös? Verbraucherzentrale kritisiert Auftritt von CSCS Deutschland
Sind die Kritiker also selbst schuld, weil sie nicht genau nachgelesen haben, was sie da unterschreiben? Zumindest sei der Internetauftritt nicht verbraucherfreundlich, findet Markus Hagge von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Man findet zwar die Informationen auf die Mindestdauer von drei Monaten auf der Homepage", sagt der Berater. Aber nur wenn man danach suche. Das sollte aus seiner Sicht transparenter gestaltet und klarer darauf hingewiesen werden. Hagge betont, dass die Verbraucherzentrale eigentlich nicht zum Vereinsrecht berät. Aber er bezweifelt, dass die lokalen Vereine, mit denen der CSC Göttingen wirbt, wirklich existieren. Ihn irritiert auch, dass für die Göttinger Vereinigung noch keine Vereinsregisternummer vorliegt und er keinen Eintrag dazu findet. "Ich halte es nicht für seriös, ich halte es für zumindest verwirrend", kritisiert Hagge. Wenn man einen Vertrag abschließe, müsse man ja wissen, ob es einen eingetragenen Verein als juristische Person gibt oder nicht.
CSC Göttingen räumt Fehler ein, spricht aber auch von Kampagne
Nils Harbers vom CSC Göttingen sagt, man nehme Kritik auf jeden Fall ernst. Deshalb sei die Seite inzwischen geändert und transparenter gestaltet worden. "Aber man könnte auch die Frage stellen, ob es eine extra aufgeblasene Schmierkampagne gegen uns ist, die vor allem politisch und aktivistisch begründet ist", kritisiert Harbers. Der CSC Göttingen weist auch kategorisch zurück, unseriös zu sein.
Amtsgericht prüft Eintragung als Verein
Die Eintragung des Vereins werde derzeit vom Amtsgericht Göttingen geprüft. Gerichtssprecher Oliver Jitschin bestätigt das und erklärt, die Rechtspflege hätte mehrfach um Satzungsänderungen gebeten. Ob und wann eine Eintragung erfolgt, stehe noch nicht fest. Der CSC Göttingen versichert, auch die anderen auf der Internetseite angegebenen lokalen Vereine tatsächlich gegründet zu haben. "Das haben wir frühzeitig gemacht, um dann an den Start gehen zu können, wenn ab 1. Juli angebaut werden darf", sagt Vorstand Harbers. In den nächsten Wochen und Monaten sollen ihm zu Folge die Mitgliederversammlungen dafür abgehalten werden.