Landkreis Helmstedt verbietet Verkauf von Lachgas an Minderjährige

Stand: 13.06.2024 09:57 Uhr

Bisher ist der Verkauf von Lachgas in Deutschland frei. Der Landkreis Helmstedt hat das zumindest für sein Gebiet geändert: Dort darf das als Partydroge genutzte Gas nicht mehr an Minderjährige abgegeben werden.

Künftig können Jugendliche unter 18 Jahren im Landkreis kein Lachgas mehr kaufen. Auch aus Automaten müssen die Kartuschen entfernt werden, sofern diese nicht über einen elektronischen Altersnachweis verfügen. Die Kreistagsmitglieder beriefen sich in ihrem einstimmigen Beschluss am Mittwochabend auf die Gefahrenabwehr im Niedersächsischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetz. Diese ermöglicht Verbote, wenn es noch kein Gesetz dazu gibt.

Videos
Bunt bedruckte Dosen mit Lachgas liegen in einem Snackautomaten. © Screenshot
4 Min

Lachgas aus Snack-Automaten: Eltern fordern Verbot

An drei Automaten in Gifhorn ist die Partydroge zu kaufen. Gerade junge Menschen konsumieren sie. Wie gefährlich ist der Trend? (22.05.2024) 4 Min

Lauterbach will Lachgas-Verkauf regulieren

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angekündigt, den Verkauf - mit Blick auf den Missbrauch - einzudämmen. Der Konsum von Lachgas sei ein erhebliches Gesundheitsrisiko und keine Kleinigkeit, sagte Lauterbach. Bis das geplante Gesetz in Kraft tritt, kann es jedoch einige Zeit dauern. Am Mittwoch verabschiedete der Petitionsausschusses im Bundestag zunächst eine entsprechende Beschlussempfehlung.

Snackautomaten in Gifhorn geben Lachgas aus

Befeuert worden war die Debatte um den Verkauf von Lachgas zuletzt durch einen Fall aus Gifhorn. Der Stadtelternrat hatte sich an Behörden und Politik gewandt, weil nahe Schulen Lachgaskartuschen in Snackautomaten angeboten wurden.

Lachgas: So gefährlich ist die Partydroge

  • Lachgas ist Distickstoffmonoxid (N2O). Mit dem in höheren Mengen betäubend wirkenden Gas wurden vor mehr als 200 Jahren erstmals schmerzfreie Operationen möglich. Inzwischen sind meist andere Narkosemittel im Einsatz.
  • In den vergangenen Jahren erlebt das Gas als Partydroge eine Renaissance, nachdem es bereits Anfang des 19. Jahrhunderts auf Jahrmärkten angeboten wurde. Unter Jugendlichen wird es etwa als "Rausch ohne Reue" propagiert. Suchtexperten sehen allerdings auch ein starkes psychisches Abhängigkeitspotenzial.
  • Laut Rainer Thomasius, Suchtexperte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sind in Zusammenhang mit Lachgas schon Todesfälle aufgetreten. Statistische Daten gibt es hierzulande allerdings noch keine, auch nicht über Langzeitfolgen des Konsums.
  • Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt: Auf die Inhalation von Lachgas können schwere neurologische Beschwerden folgen. Sie reichten von Bewusstlosigkeit über Lähmungserscheinungen bis hin zu Hirnschäden.

Weitere Informationen
In einem Warenautomaten vor einem Ladengeschäft liegen neben Essen und Getränken auch Lachgasflaschen. © picture alliance / dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Lachgas aus dem Automaten: Lauterbach kündigt strengere Regeln an

Der Stadtelternrat in Gifhorn protestiert seit Wochen gegen die Geräte und schrieb einen Brief an den Gesundheitsminister. (22.05.2024) mehr

Lachgas ist in einem Snackautomaten in Gifhorn. © NDR Foto: Tino Nowitzki

Diskussion um Lachgas-Verbot: Wie gefährlich ist die Partydroge?

Was seit Jahrhunderten als Narkosemittel im Einsatz ist, haben junge Menschen für den schnellen Rausch entdeckt. Nun will die Politik reagieren. (23.05.2024) mehr

Mehrere Gaspatronen und ein Luftballon liegen auf einer Straße. © picture alliance/dpa Foto: Julia Kilian

Lachgas als Partydroge: Ärztekammer fordert Verkaufsverbot

Im Handel ist das Narkosegas frei käuflich - und auch bei Minderjährigen beliebt, warnen Ärzte in Niedersachsen. (15.05.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 13.06.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Sucht

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein Neugeborenes trinkt an der Brust der Mutter © Colourbox Foto: Sergey Novikov

Muttermilch spenden: Ab sofort in Göttingen möglich

Die Muttermilch wird für die Versorgung von Frühchen und Neugeborenen an der Universitätsmedizin Göttingen genutzt. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen