Halbjahresbilanz: Volkswagen korrigiert Auslieferungsziele
Der Autobauer Volkswagen hat am Donnerstag seine Zahlen für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Darin passte der Konzern seine Erwartungen für Auslieferungen von Neuwagen leicht an.
Demnach reduzierte VW die ursprünglich angepeilten 9,5 Millionen Auslieferungen auf neun bis 9,5 Millionen Stück - trotz einer Steigerung der Verkäufe im ersten Halbjahr. Von Januar bis Juni 2023 habe der Dax-Konzern 4,4 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, was einem Plus von 13 Prozent zum Vorjahreszeitraum entspreche. Beim angepeilten Jahresumsatz von 307 bis 321 Milliarden Euro machte Volkswagen keine Abstriche. "Im ersten Halbjahr konnte die Volkswagen Group mit einem sehr soliden Ergebnis verlässlich liefern", sagte Vorstandschef Oliver Blume. "Die Absatzzahlen in Nordamerika ziehen an, in China festigen wir unsere Position durch technologische Partnerschaften."
7,4 Prozent der Fahrzeuge elektrisch
Volkswagen verdient sein Geld allerdings nach wie vor zum Großteil mit Verbrenner-Motoren. Der Anteil von E-Fahrzeugen liegt im ersten Halbjahr bei 7,4 Prozent, teilte der Konzern mit - was einem Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Branchenkenner sagen aber auch: Die Zahlen zeigen lediglich die Vergangenheit. Im Herbst könnten die Bestellungen und Verkaufszahlen für die Elektro-Autos noch einmal einbrechen - denn dann läuft in Deutschland die Umweltprämie für Geschäftskunden aus.
Tesla weiter vor VW
Gleichzeitig wächst auch die Konkurrenz: Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Deutschland deutlich mehr Stromer von Tesla zugelassen als von der Marke VW. Die Elektromobilität beim Wolfsburger Konzern kommt nicht so in Fahrt wie gewünscht, auch wenn Blume sagt, dass "der Trend bei unseren vollelektrischen Fahrzeugen in die richtige Richtung" gehe.
Kritik: E-Fahrzeuge von VW zu teuer
Das liege auch an den Preisen, hört man von Expertinnen und Experten. Die Marke Volkswagen liste Preise wie der Luxus-Hersteller Tesla, lautet der Vorwurf. Dabei habe Tesla seine Preise in Deutschland gesenkt. Volkswagen habe hingegen "den üblichen Preisrunden festgehalten", sagt Helena Wisbert, Autoexpertin und Professorin an der Ostfalia Hochschule, dem NDR in Niedersachsen. Das wirke sich auf den Verkauf aus.
BYD hat VW auf dem chinesischen Markt abgehängt
Der chinesische Konzern BYD ist in diesem Jahr ebenfalls an der Marke Volkswagen vorbeigezogen. Er ist seitdem der Hersteller, der die meisten Autos in China verkauft. Und die sind elektrisch. Früher hat dort Volkswagen den Markt bestimmt. Inzwischen fehle das Angebot, hört man aus der Branche. Auch hierzulande ist nicht der VW-Elektrowagen ID das liebste Fahrzeug, weiter an der Spitze sind die klassischen Verbrenner wie der Golf, Passat und Tiguan.
Fehlen Kaufanreize?
Automobilexpertin Wisbert macht deutlich: "Der Vorreiter auf dem Markt - China - subventioniert Elektroautos. Dort sind E-Autos auf einem vergleichbaren Preisniveau wie Verbrenner." Wisbert fordert deshalb auch in Deutschland Kaufanreize: "Mit einer abgesenkten Mehrwertsteuer könnten alle Autos deutlich günstiger sein."
VW muss sich für Mircrosoft und Google öffnen
Wisbert sieht aber auch Volkswagen in der Pflicht. Es brauche E-Autos für weniger als 30.000 Euro. "Volkswagen muss die Kosten für die Elektroautos in den Griff bekommen." VW-Chef Oliver Blume hatte zuletzt erklärt: Das Ziel sei es, bis 2025 einen Stromer für 25.000 Euro anzubieten. Neben dem Preis steht aber auch noch die Software-Frage in der Kritik: Automobilexpertin Wisbert ist überzeugt: "Bei den Betriebssystemen muss sich der Konzern davon verabschieden, alles selbst zu machen, und sich für andere Anbieter wie Microsoft und Google öffnen." Das Ziel sei es, Autos wie Smartphones benutzen zu können.
VW geht Partnerschaft mit chinesischem Elektrobauer ein
Am Mittwochnachmittag wurde bekannt, dass VW eine Partnerschaft mit dem chinesischen Elektrobauer Xpeng eingehe. Man wolle in den Bereichen Elektromobilität, Software und selbstfahrende Autos zusammenarbeiten. Auch wenn es auf dem chinesischen Markt für Volkswagen derzeit nur schleppend läuft und Hersteller wie Tesla und BYD vor der Marke Volkswagen liegen, zeigt sich Wisbert optimistisch. "Es ist noch nichts verloren. Es kommt auf die nächsten drei Jahre an."