VW-Aufsichtsrat berät über geplantes Sparprogramm für Kernmarke
Der Aufsichtsrat des VW-Konzerns hat am Dienstag über ein geplantes Sparprogramm für den Autobauer beraten. Die Kernmarke von Volkswagen soll profitabler werden. Arbeitsplätze sollen nicht bedroht sein.
Eigentlich sollte wieder alles streng geheim sein. So ganz hat das aber mal wieder nicht geklappt. Der VW-Aufsichtsrat kam am Dienstag zusammen und die genaue Tagesordnung sollten eigentlich nur die Mitglieder des Kontrollgremiums kennen. Durchgesickert war im Vorfeld aber Folgendes: Der Vorstand wollte den Aufsichtsrätinnen und -räten vorstellen, was er in der kommenden Woche auch vor Analysten und Investoren präsentieren wird. Die Volkswagen-Strategie für die kommenden Jahre.
Die Marke VW ist nicht effizient genug
Zentraler Bestandteil der Strategie ist ein Sparprogramm, das die sogenannte Volumengruppe betrifft, also im Wesentlichen die Kernmarke VW, aber auch Skoda und Seat. Der Grund für das Sparprogramm: Vor allem die Marke VW ist nicht effizient genug, von jedem Euro, der umgesetzt wird, bleibt am Ende zu wenig Gewinn übrig. Ablesen lässt sich das an der Umsatzrendite, sie liegt aktuell nur bei rund 3,5 Prozent - und soll auf 6,5 Prozent steigen. Ein Wert, der bisher noch nie erreicht wurde. Zum Vergleich: Konzern-Spitzenreiter Porsche liegt bei mehr als 18 Prozent. Um die Marke wettbewerbsfähiger zu machen, vor allem angesichts der wachsenden Konkurrenz aus China, will Konzernchef Oliver Blume jetzt also massiv sparen. Im Raum stehen drei Milliarden Euro bei der Volumengruppe. "Accelerate forward“, so der Name der Strategie, die Volkswagen in Richtung der 6,5-Prozent-Rendite bringen soll - was übersetzt so viel heißt wie "nach vorne beschleunigen". Schon der Name soll offenbar zeigen, dass es so etwas wie eine doppelte Beschleunigung braucht, um das Ziel zu erreichen.
Beschäftigungssicherung gilt bei Volkswagen bis 2029
Das Sparprogramm trifft viele Bereiche, heißt es in Konzernkreisen: Einkauf, Finanzen, Vertrieb. Kaum ein Bereich bleibt außen vor. Was all das für die Arbeitsplätze heißt? Gut 120.000 VW-Beschäftigte gibt es allein in Deutschland an acht Standorten. Vor allem das Herzstück des Konzerns, die Zentrale in Wolfsburg, steht immer wieder im Mittelpunkt der Debatte. Es geht unter anderem darum, wie viele Autos dort vom Band rollen müssen, damit der Standort rentabel ist. Im vergangenen Jahr waren es gut 400.000, für das Ende des Jahrzehnts peile man eine Zahl von 750.000 bis 800.000 an, heißt es aus Kreisen des Betriebsrats. Sorgen, dass das Sparprogramm zu Arbeitsplatz-Verlusten führen könnte, haben die Arbeitnehmer-Vertreter nicht. Sie haben eine Beschäftigungssicherung bis 2029 ausgehandelt, die meisten Arbeitsplätze werden über Regelungen zur Altersteilzeit abgebaut. Etwa 70 Prozent der Beschäftigten nehmen solche Angebote an.
Sparziele durch weniger Doppelstrukturen erreichen
Wie viele Menschen 2030 noch in Wolfsburg arbeiten werden, lässt sich schwer prognostizieren. Elektroautos bestehen aus deutlich weniger Teilen als Verbrenner. Man braucht also weniger Menschen, um sie zu bauen. Dafür gibt es aber auch Bereiche wie Software, in denen VW Personal aufbaut. Der Betriebsrat schätzt, dass die Zahl der Beschäftigten in Wolfsburg in den kommenden Jahren unter dem Strich höchstens leicht abnehmen wird. Der Aufsichtsrat jedenfalls wird sich mit dem Thema Arbeitsplatz-Abbau erst gar nicht befassen. Die Sparziele sollen anders erreicht werden - mehr Synergien zwischen den einzelnen Marken, weniger Doppelstrukturen. Die Belegschaft soll am Mittwoch auf einer Versammlung mit der Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo und Markenchef Thomas Schäfer darüber informiert werden. Das komplette Paket wird dann in der kommenden Woche präsentiert. Am 21. Juni stellt VW-Chef Blume seine Strategie auf dem Kapitalmarkttag vor. Ein wichtiger Termin für den Konzern, aber auch für Blume selbst.