Das ehemalige Kernkraftwerk Würgassen von außen. © dpa Bildfunk Foto: Swen Pförtner

Früherer AKW-Standort Würgassen wird zu Batteriespeicher

Stand: 19.03.2024 21:56 Uhr

Unweit des ehemaligen Atomkraftwerkes Würgassen soll einer der größten Batteriespeicher Deutschlands entstehen. Seine Kapazität soll bei 280 Megawatt-Stunden liegen. 2026 soll er in Betrieb gehen.

von Viktoria Koenigs

Für das 92 Millionen Euro teure Pilotprojekt "Speicherpark Würgassen" wurde ein Grundstück von der Stadt Beverungen im Dreiländereck Nordrhein-Westfalen (NRW), Niedersachsen und Hessen vergeben, wie Bürgermeister Hubertus Grimm am Dienstag berichtete. Der kommunale Energie-Dienstleister Westfalen Weser plant den Bau mit einer Leistung von zunächst 120 Megawatt (MW) und einer Kapazität von 280 Megawatt-Stunden (MWh). Die Fertigstellung ist laut Grimm für die zweite Jahreshälfte 2026 geplant. Die neue Anlage soll die Stabilität der Stromversorgung erhöhen.

Videos
Das ehemalige Atomkraftwerk Würgassen. © NDR
1 Min

Atommüllpläne für Würgassen sind vom Tisch

Ein Sammellager für Atommüll wird es hier nicht geben, so das Bundesumweltministerium. (12.12.2023) 1 Min

Umspannwerk und Leitungen bereits vorhanden

Der Standort eigne sich für einen Batteriespeicher besonders gut, da er durch das ehemalige Kernkraftwerk ein Umspannwerk und entsprechende Leitungen biete, teilten Grimm und Westfalen Weser mit. "Mit einem zukunftsgerichteten Projekt, das die Energiewende in den Fokus rückt, werden wir unserer Rolle als einer der vier im Regionalplan NRW genannten Energiestandorte gerecht. Ich freue mich deshalb sehr, dass in Würgassen einer der größten Batteriespeicher in Deutschland entstehen wird", sagte Grimm.

Zunächst sollten radioaktive Abfälle in Würgassen zwischengelagert werden

Die weitere Nutzung des Geländes in Würgassen war seit Jahren umstritten. 1971 speiste das Kraftwerk zum ersten Mal Strom ins Netz. Den Abbau des AKW schloss PreussenElektra 2014 ab. Sechs Jahre später fiel die Entscheidung, wie es auf dem Gelände in Würgassen weitergehen soll: Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) kündigte 2020 an, an der Weser ein Bereitstellungslager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle zu bauen. Von dort aus sollte der Atommüll in ein Endlager kommen.

Kritik an Atommülllager von diversen Seiten

Der Plan, dort ein Atommülllager zu errichten, stieß auf massiven Widerstand in den umliegenden Gemeinden. Eine Studie ergab, dass das Bereitstellungslager in Würgassen nicht notwendig sei. Außerdem kritisierte ein Gutachten im Auftrag der Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, dass weder die Straßen- noch die Bahnanbindung im Weserbergland für den Transport von Atommüll geeignet seien. Daraufhin überprüfte das Bundesumweltministerium den Standort erneut und eine Kommission kam zu dem Schluss, dass Würgassen am besten als Logistikzentrum für Atommüll geeignet sei.

Bund entscheidet sich gegen Lager für Atommüll

Nach jahrelangem Streit entschied der Bund 2023 schließlich das Aus für die Atommüll-Pläne in Würgassen. Das geplante Bereitstellungslager ließe sich wirtschaftlich und zeitlich nicht mehr realisieren. Die Erleichterung in Niedersachsen war daraufhin groß.

Geschichte des AKW Würgassen

Das AKW Würgassen war der erste rein kommerziell genutzte Atommeiler in Deutschland und ist damit einer der ältesten. Die Entscheidung zum Rückbau hatte seinerzeit nichts mit Umweltschutz zu tun - es waren rein wirtschaftliche Gründe. Bei einer Routine-Überprüfung waren 1994 Risse im Reaktormantel gefunden worden. Eine Reparatur wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen. 1995 wurde der Reaktor abgeschaltet und zwei Jahre später offiziell stillgelegt. Würgassen wurde zum wirtschaftlichen Totalschaden.

In Schleswig-Holstein soll der größte Batteriespeicher entstehen

Ähnliche Projekte wie in Würgassen sind auch andernorts in der Diskussion. So soll der größte Batteriespeicher Deutschlands auf dem Gelände des stillgelegten AKW Brokdorf (Schleswig-Holstein) entstehen und eine Leistung von 700 Megawatt haben.

Weitere Informationen
Behälter mit hoch radioaktiven Abfällen (hinten) und einige Transporthauben stehen 2011 im Transportbehälterlager im atomaren Zwischenlager in Gorleben. © Julian Stratenschulte/dpa Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Sicherheitszentrale für Atommüll-Zwischenlager Gorleben geplant

Zum Schutz vor Terrorangriffen soll zudem eine meterhohe Wand entstehen. Kritik kommt von einer Bürgerinitiative. (21.02.2024) mehr

Das Schachtgelände Konrad 1 in Salzgitter von oben betrachtet. © BGE Foto: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH

Schacht Konrad: Der ewige Streit um ein atomares Endlager

2002 nickte die niedersächsische Landesregierung den Standort in Salzgitter ab. Ein Baustopp wurde 2023 abgelehnt. (02.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 19.03.2024 | 11:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Atomkraft

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein gesprengter Geldautomat ist hinter einem Flatterband mit der Aufschrift Polizeiabsperrung zu erkennen. © picture alliance/dpa Foto: Matthias Balk

Kampf gegen Geldautomatensprengungen zeigt Ergebnisse

Eine vorläufige Bilanz für 2024 ist dem LKA zufolge positiv: Gegenüber 2023 hat sich die Zahl der Taten halbiert. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen