Land verbietet Moscheeverein - Razzia in Braunschweig

Stand: 14.06.2024 21:50 Uhr

Innenministerin Daniela Behrens (SPD) hat am Mittwoch den Verein "Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft" (DMG) verboten. Die Polizei durchsuchte am Morgen mehrere Objekte in Braunschweig.

Die Behörden hatten den mutmaßlich extremistischen Verein nach NDR Informationen schon länger im Visier. Dem Innenministerium zufolge gilt die DMG als Anlaufpunkt für Islamisten. "Wir dulden keine Vereine, in denen regelmäßig vermeintlich Ungläubige, Frauen oder Juden sowie unsere Gesellschaftsordnung im Gesamten abgewertet werden und zu deren Bekämpfung aufgerufen wird", schreibt Behrens in einer Mitteilung. Das Verbot sei ein harter Schlag gegen die salafistische Szene. Neben Braunschweig gab es auch Razzien in Berlin. Fahnder beschlagnahmten Vereinsvermögen.

Videos
Innenministerin Daniela Behrens (SPD) informiert in der Landespressekonferenz über das Verbot der DMG. © NDR
1 Min

Behrens: DMG Verbot ist "harter Schlag gegen salafistische Szene"

Der Verein werte vermeintlich Ungläubige, Frauen, Juden und die gesamte Gesellschaftsordnung ab, so die Innenministerin. (12.06.2024) 1 Min

Behrens: "Schwere Vergiftung einer jungen Generation"

Laut Innenministerium bot der Verein überregionalen salafistischen Predigern eine Plattform. Die DMG habe über ein massives Onlineangebot verfügt. Videos bei YouTube, TikTok oder Instagram wurden tausendfach geklickt. Die dort verbreitete Ideologie fördere unter anderem die Bildung von Parallelgesellschaften, die Ungleichbehandlung von Frauen und Antisemitismus sowie Israelfeindlichkeit, so das Innenministerium. "Mich bewegt die Omnipräsenz im Netz, wie viele junge Muslime ihnen auf diversen Kanälen folgen, das ist eine schwere Vergiftung einer jungen Generation, die die DMG wahrnimmt, und das lassen wir nicht zu", sagte Behrens. Mit dem Verbot wurden alle betreffenden Plattformbetreiber aufgefordert, die Kanäle der DMG schnellstmöglich stillzulegen.

Videos
Muslimische Männer in einer Moschee. © Screenshot
2 Min

Moscheeverein verboten: Wie reagiert islamische Gemeinschaft?

Der Verein DMG soll extremistische Ideologien verbreitet haben. Das war auch beim Freitagsgebet in Braunschweig Thema. (14.06.2024) 2 Min

CDU-Politiker Bock: "Vereinsverbot ist überfällig"

Für die Opposition im Niedersächsischen Landtag kommt das Verbot der DMG zu spät. Das Vereinsverbot sei "überfällig" gewesen, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU, André Bock, am Mittwoch. "Es ist höchste Zeit, dass alle Sicherheitsbehörden im Land aber auch auf Bundesebene mit voller Entschlossenheit gegen islamistische Extremisten und die verfassungsfeindliche Ideologie des politischen Islam vorgehen." Die Landtagsfraktion der SPD begrüßt das DMG-Verbot. Der extremismuspolitische Sprecher der Partei, Sebastian Zinke, bezeichnete es als "Schlag gegen den islamistischen Extremismus in unserem Land".

Zentralrat der Muslime: Al-Mousllie will bei Gebet informieren

Dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Niedersachsen ist der Verein nicht bekannt. Die DMG sei kein Mitglied des Muslimverbands, sagte Sadiqu Al-Mousllie aus Braunschweig dem NDR Niedersachsen. Al-Mousllie will beim Freitagsgebet in seiner Moschee die Gläubigen über die Gründe für das Verbot informieren und aufklären.

Verfassungsschutz ordnet DMG Netzwerk der Muslimbruderschaft zu

Das Bundesamt für Verfassungsschutz zählt die DMG zum globalen Netzwerk der Muslimbruderschaft. Demnach gehören Missionierungs-, Jugend- und Bildungsarbeit zu den wesentlichen Aktivitäten des Vereins. Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz orientiert sich die DMG dabei an der Ideologie der Muslimbruderschaft und richtet beispielsweise sogenannte Korancamps aus.

Weitere Informationen
Eren Güvercin © privat

Islamismus-Experte fordert "klare Haltung aus der muslimischen Community"

Für Eren Güvercin ist es wichtig, "dass vor allem Muslime gegen islamistische Extremisten ein Zeichen setzen". (03.05.2024) mehr

Ahmad Abdulaziz Abdulla A. hält einen Zettel vor sein Gesicht © picture alliance Foto: Julian Stratenschulte

Hassprediger "Abu Walaa" wehrt sich gegen seine Abschiebung

Der Islamist soll Deutschland verlassen. Das OLG Celle hatte ihn wegen IS-Aktivitäten zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. (03.02.2024) mehr

EIn Flugzeug startet hinter Stacheldraht. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt Foto: Christoph Hardt

Abschiebung von Islamisten: "Wir haben eine robuste Linie"

So sagt es Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Abgeschoben wird trotzdem relativ selten. Warum? (19.12.2023) mehr

Polizisten durchsuchen bei einer Razzia das Islamische Zentrum Salman Farsi Moschee in Hannover. © TNN/dpa

Razzien gegen mutmaßliche Islamisten und Unterstützer der Hisbollah

Die Ermittlungen richten sich unter anderem gegen Verdächtige aus dem Raum Hannover. Sie sollen der Terrororganisation angehören. (16.11.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 14.06.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Terrorismus

Mehr Nachrichten aus der Region

Maskierter Einbrecher bricht ein Fenster auf. © Fotolia.com Foto: sdecoret

Serien-Einbrecher nach erneuter Tat schon wieder im Gefängnis

Der Mann aus Northeim war gerade erst aus dem Gefängnis frei gekommen. Im Vorstrafenregister hat er 45 Einträge. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen