Wie EU-Fördergelder den Tourismus im Harz ankurbeln sollen
Europäische Fördergelder sollen strukturschwache Regionen in der EU stärken. 226 Milliarden Euro stellt sie dafür bereit. Auch Regionen in Niedersachsen profitieren davon - zum Beispiel der Harz.
20 Meter über der Erde schlängelt er sich durch die Baumkronen - der Baumwipfelpfad in Bad Harzburg. Seit 2014 können Besucherinnen und Besucher hier aus luftiger Höhe den Wald erkunden. Einen Kilometer ist er lang, knapp fünf Millionen Euro hat das Projekt gekostet - zwei Millionen Euro hat der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) beigesteuert.
Baumwipfelpfad in Bad Harzburg dank EU-Geldern möglich
"Hätte es die Fördergelder nicht gegeben, dann hätte es diesen Baumwipfelpfad in diesem Umfang nicht gegeben oder er wäre vielleicht auch gar nicht umgesetzt worden", sagt Betreiberin Eva-Christin Ronkainen-Kolb. Der Baumwipfelpfad habe in der touristischen Geschichte Bad Harzburgs den entscheidenden Wendepunkt herbeigeführt: Die Stadt sei für Gäste wieder interessant geworden, auch für jüngere Besucher und Familien. Das wiederum hat Investoren darin bestärkt, weitere Projekte im Harz umzusetzen.
Fördergelder aus Europa stärken Tourismus in Niedersachsen
Nach jahrelanger wirtschaftlicher Talfahrt im Harz geht es nun in den vergangenen Jahren wieder bergauf - das bestätigen auch Zahlen des Harzer Tourismusverbands. 200.000 Besucher zieht allein der Baumwipfelpfad jährlich an. Ein paar Meter neben dem Wipfelpfad ist eine Baumschwebebahn errichtet worden - auch sie wurde mit EU-Geldern gefördert. Man müsse den Effekt der Investitionen in der Gesamtheit sehen, meint Ronkainen-Kolb. "Denn die Gäste besuchen ja nicht nur uns", sagt sie. "Sie stärken auch das Übernachtungsangebot, vielleicht auch den Einzelhandel, denn die bleiben dann ja über Nacht, schlafen hier, kaufen auch hier ein."
Strukturschwache Regionen besser vernetzen
Und genau das ist die Idee hinter den Fördergeldern: Strukturschwache Regionen sollen gestärkt und besser vernetzt werden. Außerdem will die EU Wachstum und Arbeitsplätze fördern. 226 Milliarden Euro stellt sie dafür EU-weit bereit. 11 Milliarden fließen nach Deutschland, davon 800 Millionen nach Niedersachsen. Die Förderperiode dauert sechs Jahre. Niedersachsens Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Wiebke Osigus (SPD), erklärt, dass der Fonds die Entwicklungsunterschiede innerhalb Deutschlands, aber auch zwischen verschiedenen europäischen Regionen angleichen soll. Kommunen, Privatpersonen und auch kleine und mittelgroße Unternehmen können die Gelder beantragen.
Anträge auf EU-Förderungen in Niedersachsen
Der Fonds bezuschusst jeweils maximal 50 Prozent der Projektkosten - vorausgesetzt, die Projekte erfüllen bestimmte Kriterien und sind beispielsweise innovativ, nachhaltig und CO2-arm. Für die Anträge in Niedersachsen ist die landeseigene NBank zuständig. Jüngst hat auch der Nationalpark Harz Fördergelder aus dem Fonds erhalten. Ein fast fünf Kilometer langer Erlebnispfad soll am Großen Torfhausmoor entstehen - und noch mehr Besucher in den Harz locken.