Dieselskandal: Ex-VW-Chef Diess weist Verantwortung von sich
Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess hat im Musterverfahren von Anlegern die Verantwortung im Dieselskandal von sich gewiesen. Der Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig startete am Dienstag.
In den Monate vor dem Bekanntwerden der Dieselaffäre hätten die handelnden Personen um den damaligen Konzernchef Martin Winterkorn sehr kompetent gewirkt, sagte Diess am Dienstag vor Gericht. Auch kurz vor dem Auffliegen seien die Abgasmanipulationen für ihn ein Technikthema gewesen, kein drohender Skandal. Winterkorn sei damals, so Diess, klar in seinen Anweisungen gewesen. "Es waren von mir keine weiteren Maßnahmen nötig." Er sei sich sicher gewesen, "dass das in guten Händen ist."
Auch Martin Winterkorn als Zeuge geladen
In dem Verfahren sind auch die ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller (7. Februar) und Martin Winterkorn (14. und 15. Februar) als Zeugen geladen. Weitere Termine sind für den 27. und 28. Februar angesetzt. Das Verfahren, welches bereits 2018 in Braunschweig begonnen hatte, wurde zwei Jahre ausgesetzt, weil Winterkorn aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig war. Nun rückt er erneut wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation in den Fokus. Parallel soll auch ein anderes Betrugsverfahren gegen Winterkorn, welches ebenfalls seit zwei Jahren ruht, fortgesetzt werden.
Abgasbetrug bei VW: Tausende Anleger fordern Schadenersatz
In Braunschweig klagen Tausende Anleger gegen VW und die Dachholding Porsche SE, weil sie nach eigenen Angaben zu spät über den Abgasbetrug bei Dieselfahrzeugen informiert wurden und daher massive Verluste erlitten haben sollen. Das Verfahren nach dem sogenannten Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) soll Anlegern die gemeinsame Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen erleichtern. Wegen des großen Medieninteresses findet es in einem Saal der Braunschweiger Stadthalle statt.
VW-Chef Winterkorn trat 2015 zurück
Am 18. September 2015 war bekannt geworden, dass Volkswagen mithilfe einer Betrugs-Software die Abgaswerte der Dieselfahrzeuge verfälscht hatte. Erst am 22. September veröffentlichte der Konzern dann eine Adhoc-Meldung, also eine Pflichtmitteilung an Anleger. Winterkorn war nach dem Auffliegen des Dieselskandals zurückgetreten.