Winterkorn: Viel Rente, wenig Miete, belastende Papiere
Es ist kein guter Start ins neue Jahr für den ehemaligen VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Erst wurde vor knapp zwei Wochen bekannt, dass der Manager ein sogenanntes Ruhegehalt von 1,2 Millionen Euro im Jahr bekommt, also rund 3.100 Euro VW-Rente pro Tag. Diese Nachricht brachte Winterkorn, der unmittelbar nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals im September 2015 seinen Hut nahm, viel Kritik ein. Dann noch Berichte über einen ziemlich kleinen Mietpreis für eine ziemlich große Luxusvilla bei Braunschweig. Doch losgelöst davon schwebt über allem die Frage: Wann wusste Winterkorn von den Software-Manipulationen an Diesel-Motoren bei Wolfsburger Autobauer?
Wann wusste Winterkorn was?
Auf der Suche nach Antworten auf diese Frage, die für die Aufklärung von "Dieselgate", aber auch für Anleger, die sich wegen des Aktien-Sturzes um ihr Geld gebracht fühlen von großem Belang ist, nimmt seit Beginn des Jahres wieder Fahrt auf. Nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" hat der frühere Chef des Wolfsburger Autobauers deutlich früher von den Abgasmanipulationen gewusst als bisher bekannt. Der Rechercheverbund beruft sich dabei auf Kronzeugen: Sie hätten im Gespräch mit ermittelnden US-Behörden gesagt, dass sie 2012 und 2014 mit einem engen Vertrauten Winterkorns über die Manipulationssoftware gesprochen hätten. Nun belastet ein Bericht der "Bild am Sonntag" vom 15. Januar 2017 Winterkorn weiter: Interne Papiere legen laut dem Blatt nahe, dass Winterkorn früher über illegale Abgas-Manipulationen Bescheid gewusst haben könnte als bisher bekannt.
Manager weist Vorwürfe zurück
Diese Papiere sollen am 27. Juli 2015 bei einer Sitzung mit Winterkorn in Wolfsburg präsentiert worden sein. Die Unterlagen sollen unter anderem zeigen, wie knapp zwei Monate vor dem Bekanntwerden des Skandals der Konzern kalkulierte, wann man den US-Behörden die Wahrheit sagen solle. VW und Winterkorn wiesen die Vorwürfe laut "Bild am Sonntag" zurück. Er will sich nach Informationen des Blattes nur an eine kurze Besprechung zu dem Thema am 27. Juli erinnern, bei der ihm versichert worden sei, die Probleme in den USA würden gelöst werden.
Vorwurf der Marktmanipulation
Gegen Winterkorn und andere Manager des Weltkonzerns wird wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt. Sie sollen die Finanzmärkte im Herbst 2015 zu spät über den Abgasskandal informiert haben. Die Folge für viele Anleger: hohe Verluste. Winterkorn und die VW-Konzernspitze haben bislang stets betont, erst im September 2015 von den Abgas-Manipulationen erfahren zu haben.