Zwischen Abschied und Neuanfang - Folgen der Bundestagswahl

Stand: 26.02.2025 11:07 Uhr

Bundestagsabgeordneter zu sein, ist ein Job auf Zeit. Das heißt: Nach jeder Wahl kommen neue Abgeordnete in den Bundestag, andere müssen ihn verlassen. Das trifft auch Politiker aus Niedersachsen.

von Katharina Seiler

Eigentlich musste sich der CDU-Politiker Lutz Brinkmann wenig Sorgen machen. Er kandidierte für den Wahlkreis Osnabrück-Land, ein traditioneller CDU-Wahlkreis. Trotzdem war Brinkmann, der bisher nur kommunalpolitisch für die CDU aktiv war, am vergangenen Sonntag, aufgeregt, als die Wahlbüros um 18 Uhr geschlossen haben und die Auszählung begann. Wann würde er das Ergebnis wissen? Am Ende hat er seinen Wahlkreis erwartungsgemäß gewonnen - aber, so sagt er fast entschuldigend, es sei halt seine erste Wahl gewesen.

Mehr Berufspraktiker in den Bundestag

Lutz Brinkmann von der CDU. © NDR Foto: Johannes Koch
Für den CDU-Politiker Lutz Brinkmann war es die erste Bundestagswahl. Er möchte, dass mehr Menschen im Bundestag Politik machen, die mitten aus dem Berufsleben kommen.

Brinkmann, der als Bauleiter selbstständig tätig ist, hatte sich die Kandidatur vorher gut überlegt. Schließlich hat der 50-Jährige drei kleine Kinder und weiß, wie sehr die Bundespolitik die Familie belasten kann. Aber seine Frau unterstütze ihn und er liebe Herausforderungen. Seine Motivation: Er will, dass mehr Menschen im Bundestag Politik machen, die mitten aus dem Berufsleben kommen. Es sollte schneller und pragmatischer entschieden werden, findet Brinkmann. Und ganz konkret: Bauen müsse einfacher und billiger werden, dafür wolle sich einsetzen.

Boot-Camp für den Neuling

Jetzt aber ist er erst einmal der Neuling, der lernen muss, wie Bundestagsarbeit funktioniert. Dafür organisiert die CDU extra ein Boot-Camp für die Neuen, das für Brinkmann Ende März auf dem Programm steht. Das erinnere ihn ein bisschen an die "Ersti-Woche" zu Beginn seines Studiums. "Aber", so sagt er lachend, "ich bin ganz gespannt, was auf mich zukommt."

Umfragen machten SPD-Politikerin wenig Hoffnung

Peggy Schierenbeck von der SPD. © NDR Foto: Katharina Seiler
Ein Mandat auf Zeit: Peggy Schierenbeck (SPD) hätte gerne weiter im Bundestag die Politik mitgestaltet, doch jetzt sind es für sie die letzten Tage als Abgeordnete.

An diese ersten aufregenden Tage kann sich die SPD-Politikerin Peggy Schierenbeck aus dem Wahlkreis Diepholz-Nienburg noch gut erinnern, als sie vor dreieinhalb Jahren neu in den Bundestag gewählt worden ist. Jetzt sind es für sie die letzten Tage als Abgeordnete. Denn sie hat ihren Wahlkreis nicht gewonnen und auch über die Liste ist sie nicht mehr reingekommen. So ganz überraschend hat es Peggy Schierenbeck aber nicht getroffen, die Umfragen vorher seien ja eindeutig gewesen.

"Natürlich bin ich traurig"

Für die niedersächsische SPD-Politikerin waren es dreieinhalb Jahre Bundespolitik im Turbo: Kanzlerwahl, Ukraine-Krieg Energie-Krise bis zum Ampel-Aus und Neuwahl. Sie hätte gerne weitergemacht. Es sei viel Arbeit gewesen, aber sie habe auch etwas erreichen und sich in politische Prozesse einbringen können. "Natürlich bin ich traurig, das ist eine tolle Aufgabe. Ich habe immer gesagt, von mir aus mache ich zwei Legislaturperioden. Jetzt ist es anders gekommen."

Ein Mandat auf Zeit

In dieser Woche wird die 54-Jährige ihr Wahlkreisbüro räumen und Mitte März aus der Wohnung in Berlin ausziehen. Endgültig Schluss ist dann Ende März, wenn sich der neue Bundestag konstituiert. Und was kommt dann? In ihren alten Beruf als Schaustellerin könne sie nicht zurückkehren. Die Schaustellerei habe sie wegen des Bundestagsmandats aufgeben müssen. Aber sie sei ja auch Kommunikationscoach. "Ich schaue mal, was dann kommt", sagt Schierenbeck. "Wir wissen ja, es ist ein Mandat auf Zeit."

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