Zerstückelter Wolf: 40.000 Euro Belohnung für Hinweise
Nachdem Unbekannte einen Wolf getötet und den Kadaver in den Mittellandkanal in Sehnde bei Hannover geworfen haben, ist die ausgesetzte Belohnung für die Ergreifung des Täters weiter angewachsen.
Die Gesamtsumme liegt mittlerweile bei 40.000 Euro. Drei Wolfsschutzvereine, der Freundeskreis freilebender Wölfe e.V., die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (GzSdW) und der Verein Wolfsschutz-Deutschland, haben jeweils Belohnungen von bis zu 15.000 Euro in Aussicht gestellt. Zwei Vereinsmitglieder wollen die Summe zudem um jeweils 5.000 Euro erhöhen. Brigitte Sommer, Vorsitzende des Vereins Wolfsschutz-Deutschland, richtete einen eindringlichen Appell an Mitwisser und mögliche Informanten: "Reden Sie, denn diese Taten übersteigen alle Grenzen!", teilte sie am Sonntag mit.
Tierschützer denken über Privatdetektiv nach
Auf der Internetseite des Vereins Wolfsschutz-Deutschland heißt es, man habe den Eindruck, "dass nicht wirklich ernsthaft in den Kreisen ermittelt wird, die jederzeit über Waffen verfügen". Weiter heißt es: "Wir denken darüber nach, einen Privatdetektiv mit einzuschalten, weil wir polizeilichen Ermittlungen, die bundesweit kaum ein Ergebnis von illegalen Tötungen gebracht haben, allmählich misstrauen."
Zwei blaue Säcke im Mittellandkanal
Im aktuellen Fall hatten Passanten vor einer Woche einen blauen Müllsack an einer Böschung im Mittellandkanal in Sehnde (Region Hannover) gefunden und die Polizei alarmiert. Ein Wolfsberater identifizierte den kopflosen Kadaver als Wolf. Einen Tag später trieb ein weiterer blauer Sack an derselben Stelle im Kanal, in dem sich ein abgetrennter Wolfskopf befand. Der Kadaver wies Einschusslöcher auf. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Bundesartenschutzgesetz ein. Der Kadaver wird derzeit am Institut für Zoo- und Wildtierforschung am Leibniz-Institut in Berlin untersucht.
Illegal getöteter Wolf - nicht der erste Fall in Niedersachsen
Der Tat in Sehnde sind Ende März und Anfang April bereits ähnliche Vorfälle im Landkreis Gifhorn vorangegangen. Unbekannte hatten unter anderem einen abgetrennten Wolfskopf vor dem NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde abgelegt. Der kopflose Kadaver eines weiteren Tieres war zuvor gefunden worden. Der Verein Freundeskreis freilebender Wölfe geht davon aus, dass es bei illegalen Abschüssen von Wölfen und anderen geschützten Tierarten eine hohe Dunkelziffer gibt.
NABU fordert "Stabsstelle für Artenschutzkriminalität"
Um solche Taten erfolgreich aufklären zu können, fordert der Freundeskreis den Aufbau einer "Stabsstelle für Artenschutzkriminalität". Wo eine solche Stelle angesiedelt werden sollte, ließ Ralf Hentschel, Vorsitzender Freundeskreises, offen. Auch der Naturschutzbund (NABU) hält mit Blick auf den erneuten Vorfall eine intensivere Strafverfolgung für nötig. Die Naturschützer schlagen die Einrichtung einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft Umweltkriminalität vor. Der Wolf sei EU-rechtlich streng geschützt, aber offensichtlich fänden solche gesetzlichen Regelungen bei einzelnen Akteuren zunehmend weniger oder keine Beachtung, heißt es vom NABU.