Wissenschaftspreis: Wie Niedersachsen die Welt verändern will
Gleich acht Projekte haben am Mittwoch in Hannover den Niedersächsischen Wissenschaftspreis erhalten. Jedes Jahr werden damit herausragende Arbeiten von Universitäten und Hochschulen aus dem Land gewürdigt.
Mitten in der Pandemie gelingt Markus Wallner von der Ostfalia Hochschule in Suderburg ein Durchbruch. Zusammen mit der Professorin für Abwasserbiologie Regina Nogueira entwickelt er ein Frühwarnsystem für Epidemien - basierend auf Abwasserproben. "Wir kombinieren in unserer Forschung die Themen Wasser und Gesundheit", sagt Wallner. "Wir haben untersucht, ob wir das Infektionsgeschehen auch im Abwasserkanal nachweisen können." Die Proben seien dafür mit den bekannten Werten der Gesundheitsbehörden verglichen worden. Das Ergebnis: Das Abwasser zeigt ziemlich verlässlich, wie viele Menschen in einem bestimmten Bereich erkrankt sind.
"Unsere Arbeit wird gesehen"
"Ich denke, dass wir in Zukunft viel mehr aus Abwasser lernen können, auch über den Gesundheitszustand der Bevölkerung", ergänzt Wallner. In seiner Forschung will er sich deshalb nun mit multiresistenten Keimen im Abwasserkanal beschäftigen. "Der Preis ist eine Auszeichnung, die zeigt, dass wir und unsere Arbeit gesehen und auch anerkannt werden."
Mit LED-Technik die Energieversorgung sichern
Fast ein Drittel der gesamten elektrischen Energie wird bis 2035 für KI-Systeme benötigt. Eine Entwicklung, die Andreas Waag von der TU Braunschweig nicht hinnehmen wollte. "Wir versuchen hier viel effizientere Modelle zu entwickeln", sagt der Forscher. Gelingen soll das durch LEDs. Die erzeugen ein Licht, das auf ein Objekt geworfen wird. Detektoren erkennen dann die Form der Buchstaben, Zahlen und Symbole - "und das ist die Basis für die große Effizienz des Systems", sagt Waag. Denn anders als bei bestehenden Konzepten müssten die erkannten Muster nicht erst technisch übersetzt werden. Für Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) schafft Forschung wie diese die Grundlagen für wichtige Zukunftsfelder.
Schnittstelle zwischen Kopf und Herz
Ähnlich bewertet der Wissenschaftsminister auch die Forschung von Monika Sadlonova von der Universitätsmedizin Göttingen. Sie widmet sich in ihrer klinischen Forschung dem Zusammenspiel von Herz und Psyche, der Psychokardiologie. "Ich fokussiere mich darauf, Patienten zum Beispiel vor einem herzchirurgischen Eingriff vorzubereiten", erklärt sie. Aber auch nach einer Operation versucht die Oberärztin zum Beispiel Verwirrtheitszustände ohne Medikamente zu behandeln. "Der Preis ist eine große Ehre für mich, für die ganze Forschung in den letzten Jahren", sagt Sadlonova, die gerade erst 35 Jahre alt ist.
109.000 Euro für acht Projekte
Neben den drei Gewinnern, die für ihre Forschungsarbeiten jeweils 25.000 Euro erhalten, hat Minister Falko Mohrs zudem einen Preis im Bereich der Lehre verliehen. Patrick Schwerdtner vom Lehrstuhl für Bauwirtschaft und Baubetrieb an der TU Braunschweig sei durch seinen ganzheitlichen Ansatz aufgefallen, "in dem Praxis, Forschung und akademische Fertigkeiten trainiert würden“, sagt Mohrs. Zu sehen sei das insbesondere im Bereich von game-based Learning wie Rollenspielen, in denen es darum geht, praxisnah Probleme zu lösen.
Nachwuchsforscher erhalten Preis für gesellschaftliches Engagement
Aber auch die Studierenden gingen nicht leer aus. Jeweils 3.500 Euro haben Süheyla Fidan Yilmaz von der Leibniz Universität Hannover, Jannes Dirks von der Jade Hochschule und Sarah Koop-Brinkmann von der Technische Universität Braunschweig erhalten. Alle drei seien nicht nur durch tolle Studienleistung aufgefallen, sondern auch durch ihr besonderes gesellschaftliches Engagement. So hat Sarah Koop-Brinkmann neben ihrem Studium im Bereich der Elektrotechnik beispielsweise ukrainische Studierende im Alltag unterstützt, zudem leitet sie im Programm SOS - Studieren ohne Sprachbarrieren - eine Lerngruppe mit internationalen Studierenden. Jannes Dirks engagiert sich neben seiner Arbeit als Student im Bereich Mechatronik zudem für ein Projekt zur Trinkwasserversorgung in Indien.