Wie der Konzern K+S die Umwelt verschmutzt
Der jahrelange Streit um die Verschmutzung von Werra und Weser durch den Düngemittelkonzern K+S und eine Abwasserpipeline direkt zur Weser könnte eine Wendung nehmen: Nach Darstellung der Unternehmens K-UTEC im thüringischen Sondershausen ist es gelungen, eine Technik zu entwickeln, mit der eine "abstoßfreie" Kaliproduktion möglich sein soll. Damit könnte die Einleitung von Abwasser in Werra und Weser deutlich reduziert werden. K-UTEC Vorstandschef Heiner Marx ist sich sicher: "Wir brauchen keine Pipeline." In einer Stellungnahme aus dem Jahr 2014 geht das Umweltbundesamt davon aus, dass die K-UTEC-Methode "technisch prinzipiell möglich ist". Auch Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat sich vor Ort über die Technologie informiert und fordert eine "abstoßfreie Kaliproduktion."
Von Süßwasser zu Abwasser
Der Konzern K+S hält die Vorschläge jedoch für "illusorisch". Zwar sei die Methode der Eindampfung möglicherweise "technisch machbar", so Pressesprecher Michael Wudonig. Auch werde eine kleinere Anlage mit ähnlicher Technologie bereits gebaut. Jedoch sei es unmöglich, den Abstoß von Salzwasser komplett einzustellen. Ein Grund: K+S müsse "wirtschaftlich bleiben". Tatsächlich liegen bei den zu erwartenden Investitionskosten für die Anlage K-UTEC und K+S weit auseinander. Heiner Marx rechnet mit 530 Millionen Euro. K+S dagegen ging 2014 von 1,6 Milliarden Euro aus. Zum Vergleich: Die Investitionskosten der Oberweserpipeline werden auf 350 Millionen Euro geschätzt.
Hintergrund ist ein jahrelanger Streit um die Wasserqualität der Flüsse im Kaligebiet. Wenn die Werra auf ihrem Weg in die Weser an den Kaliwerken des Düngemittelkonzerns K+S bei Philippsthal vorbeifließt, dann wird aus einem Süßwasser- ein Abwasserfluss. Der Grund: Bei der Aufbereitung von Kalisalzen entstehen momentan riesige Mengen salzigen Abwassers. Rund sieben Millionen Kubikmeter davon muss die K+S Kali GmbH (Tochterunternehmen der K+S AG) momentan insgesamt jährlich loswerden. Einen Großteil davon pumpt das Unternehmen direkt in die Werra. Genau Details nennt K+S auf Nachfrage nicht. Der Fluss gilt als der dreckigste in Mitteleuropa.
Meilenweit von "gutem" Wasser entfernt
Seit Jahren macht die EU-Kommission Druck und fordert von den Anrainerländern (unter anderem Niedersachsen und Hessen) eine Verbesserung der Wasserqualität in der Werra. Damit setzt die Kommission die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie um, die bis 2027 in allen europäischen Flüssen eine "gute" Qualität des Wassers verlangt. Von der ist die Werra allerdings meilenweit entfernt.
Um der Lösung des Problems näher zu kommen, hat die hessische Landesregierung im Jahr 2014 mit K+S den sogenannten Vier-Phasen-Plan vereinbart. Kernstück des Plans ist eine 135 Kilometer lange Rohrleitung. Dadurch soll in einigen Jahren salziges Abwasser von den Produktionsstandorten an der Werra bis an die niedersächsisch-hessische Grenze gepumpt und dort wieder in die Oberweser eingeleitet werden. Anfang Januar 2016 wurde das Raumordnungsverfahren vom zuständigen Regierungspräsidium in Kassel eröffnet.
Keine Abstimmung mit Niedersachsen
Allerdings ist weder der Vier-Phasen-Plan noch die große Rohrleitung mit Niedersachsen abgestimmt worden. Umweltminister Stefan Wenzel ist erbost: "Niedersachsen lehnt jeder Form von Fernleitung zur Einleitung in die Weser ab. Da werden wir uns mit allen politischen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, dagegen wehren." Auf seine Intervention hin ist das Raumordnungsverfahren kurzfristig auf Eis gelegt worden. Allerdings nur bis zum 23. März. Danach soll weitergeplant werden.
Ob die Rohrleitung kommt, hat Niedersachsen mit in der Hand. Denn das Bundesland muss im Weserrat, dem die Umweltminister aller Bundesländer entlang von Werra und Weser angehören, dem sogenannten Bewirtschaftungsplan "Salz" zustimmen. Der soll der EU-Kommission erklären, wie die Wasserqualität in Werra und Weser zunächst bis 2021 verbessert werden soll. Der Plan muss bis Ende März in Brüssel vorliegen. Die notwendige Abstimmung im Weserrat steht in der kommenden Woche an. Einen ersten Entwurf des Plans hatte die EU-Kommission kritisch bewertet.
Die Technologie von K-UTEC sieht vor, mit einer Verdampfungsanlage Wertstoffe wie Kaliumsulfat aus dem Abwasser zu gewinnen. Die Abfälle, die bei diesem Prozess übrig bleiben, sollen verfestigt und in die alten Bergwerksschächte gebracht werden.