Wangerooge: Gemeinderat will Bürgermeister absetzen
Der Rat der Inselgemeinde Wangerooge hat einen Abwahlantrag gegen Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) auf den Weg gebracht.
Das Vertrauensverhältnis zwischen Rat und Bürgermeister sei nicht mehr gegeben, heißt es in einer Stellungnahme. Fangohr ist seit Juli 2018 im Amt. Im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen sagte sein ehrenamtlicher Stellvertreter und SPD-Ratsherr Rüdiger Mann: Es habe nicht den einen Auslöser für den Abwahlantrag gegeben. Sondern: Die Bürger seien immer unzufriedener geworden. Der Rat werfe dem Bürgermeister mangelnde Kommunikation in der Politik und gegenüber Bürgern vor - auch die Personalprobleme in der Verwaltung habe er nicht in den Griff bekommen. So habe die Insel mittlerweile nicht einmal mehr ein Bauamt. Der Abwahlantrag stelle "ausdrücklich keine Disziplinarmaßnahme" gegen den Bürgermeister dar, teilten die Ratsfraktionen mit. Der Antrag gebe aber die Einschätzung das Rates wieder, dass der Bürgermeister nicht mehr das nötige Vertrauen der Bevölkerung habe.
"Wangerooge kommt einfach nicht voran"
"Man hat den Eindruck, Wangerooge kommt einfach nicht voran", sagte Rüdiger Mann. Zuletzt war der Bau von zwei großen Hotels in einem Bürgerentscheid gescheitert. Die Bad- und Kuranlagen seien marode, die Erreichbarkeit der Insel durch die Fähren der Deutschen Bahn weiterhin nicht verlässlich, kritisiert Mann. Das alles habe sich aufgeschaukelt und alle im Rat vertretenen Parteien dazu bewogen, die Reißleine zu ziehen. Dabei hatte man 2018 große Stücke auf den gelernten Verwaltungsfachmann gesetzt. Fangohr war als Kandidat für die CDU und die Grünen gegen sieben Mitbewerber angetreten und ging aus der Stichwahl als Sieger hervor.
Rat will am 25. August über Antrag entscheiden
Im rechtlich vorgeschriebenen Prozedere will der Rat am 25. August in einer Sondersitzung den Abwahlantrag gegen den Bürgermeister beschließen. Angenommen ist der Antrag, wenn mindestens sechs der zehn Ratsmitglieder zustimmen. Innerhalb von vier Monaten müssten dann die Bürger entscheiden. Der Bürgermeister wäre abgewählt, wenn mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten dafür stimmen. Im Rat geht man aber offenbar davon aus, dass Fangohr selbst zurücktritt. "Das tut sich kein Hauptverwaltungsbeamter an, sich auch noch von den Bürgern abwählen zu lassen", meinte Rüdiger Mann.
Fangohrs Vorgehen ist noch offen
Die Nachricht sei "ein kleiner Schock" gewesen, sagte Fangohr am Freitag. "Ich war schon überrascht, habe es aber professionell aufgenommen und werde es auch weiter so behandeln." Fangohr sagte, er habe versucht, die richtigen Weichen für die Insel zu stellen. Er bestätigte aber auch, dass es durchaus verschiedene Auffassungen zwischen ihm, dem Rat und der Verwaltung gegeben habe. Über sein Vorgehen müsse er sich erstmal in Ruhe Gedanken machen, sagte Fangohr.
Abgesetzter Bürgermeister von Baltrum schreibt Fangohr
Parallelen sehen Insulaner zu Vorkommnissen auf Baltrum vor drei Jahren. Auch da gab es einen Abwahlantrag gegen Bürgermeister Berthold Tuitjer. Der trat daraufhin zurück. Tuitjer hat Fangohr auch gleich eine E-Mail geschrieben, wie er dem NDR in Niedersachsen sagte. "Das läuft da wie bei mir. Ich habe ihm meine Unterstützung angeboten", sagte Tuitjer. Es sei in der Tat schwierig, als Binnenländer auf einer Insel in über Jahrzehnten gewachsenen Strukturen zu arbeiten. Da kenne jeder jeden, jeder habe seine eigenen Interessen, alles werde sofort öffentlich - zudem müsse man als Bürgermeister eine volle Verwaltung für eine kleine Gemeinde vorhalten - und das bei den Personalproblemen, sagte Tuitjer.
Fünf Jahre im Amt: Fangohr hat Anspruch auf Pension
Immerhin: Sollte Marcel Fangohr als Bürgermeister von Wangerooge zurücktreten oder abgewählt werden - er hat ein Rückkehrrecht auf seine alte Stelle beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Naturschutz. Seine Pensionsansprüche verliert er auch nicht, da er fünf volle Jahre im Amt ist.