Von Blitz getroffen: Kind und Jugendliche weiter in Lebensgefahr
Gewitter und Starkregen haben am Sonntag an mehreren Orten in Niedersachsen zum Teil erhebliche Spuren hinterlassen. In Delmenhorst wurde eine Familie von einem Blitz getroffen.
Nach dem Blitzeinschlag am Sonntagnachmittag mussten ein fünfjähriger Junge und eine 14-Jährige laut Polizei reanimiert werden. Am Montagmorgen schwebten die beiden den Angaben zufolge weiterhin in Lebensgefahr. Sechs weitere Menschen wurden ebenfalls verletzt. Die Familie hatte sich laut Polizei an einem öffentlichen Grillplatz in der Parkanlage "An den Graften" aufgehalten und Schutz vor dem einsetzenden Unwetter gesucht. Als sich die Erwachsenen und Kinder unter einen Baum geflüchtet hätten, habe in unmittelbarer Nähe ein Blitz eingeschlagen, so die Polizei.
Elektroingenieur: Blitz sprang vermutlich über
Ob die Familie direkt unter dem Baum gestanden hatte, in den der Blitz einschlug, konnte die Polizei nicht beantworten. "Dort stehen mehrere Bäume, in einem Baum schlug der Blitz ein", sagte ein Sprecher am Montag. Thomas Raphael vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) erklärt, dass es vermutlich zu einem sogenannten Blitz-Überschlag gekommen ist. "Wasser leitet den Strom des Blitzes Richtung Erde. Ein Baum besteht aus Holz und relativ wenig Wasser. Weil wir Menschen aus Wasser bestehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es zu einem Überschlag kommt", so der Elektroingenieur. Auch über eine Entfernung von drei Metern könne ein Blitz noch überspringen.
Schäden begleiten Überlebende oft ein Leben lang
Überlebende hätten nach Blitzeinschlägen oft schwere Schäden, die sie das ganze Leben beeinträchtigten, sagt Raphael. Dabei gehe es um Nervenschäden, Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisverlust und Störung des Kalt-Wärme-Empfindens. Einer Auswertung des VDE zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr etwa sieben Menschen durch Blitze, 120 werden verletzt.
Mutter und Tochter schwer verletzt
Bei dem Blitzeinschlag in Delmenhorst wurden laut Polizei weitere Familienmitglieder verletzt. Demnach erlitten die 38-jährige Mutter und eine neunjährige Tochter schwere Verletzungen. Der 40-jährige Vater, ein zwölfjähriger Sohn, eine zweijährige Tochter sowie ein 31-jähriger Verwandter wurden leicht verletzt. Rettungskräfte brachten sie alle in Krankenhäuser. Im Einsatz waren ein Kriseninterventionsteam, zwei Rettungshubschrauber, sechs Notarzteinsatzfahrzeuge, fünf Rettungswagen sowie Feuerwehrleute.
Windhose in Dangast, Überschwemmungen in Goslar
Das Unwetter hat am Sonntag für zahlreiche Einsätze von Feuerwehren und Rettungskräften gesorgt: In Dangast im Landkreis Friesland musste ein Strand aufgrund eines Tornados evakuiert werden, das Fahrgastschiff "Etta von Dangast" strandete auf einer Sandbank. In Sarstedt (Landkreis Hildesheim) setzte ein Blitzeinschlag das Dach eines Mehrfamilienhauses in Brand. Auch bei einem Brand in Jork (Landkreis Stade) geht die Polizei von einem Blitzeinschlag als Ursache aus. In Goslar führten starke Regenfälle zu einem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Zahlreiche Straßen in der Innenstadt standen am Sonntag unter Wasser, hieß es von der Polizei. Die Feuerwehren im Landkreis Northeim pumpten vollgelaufene Keller leer und räumten umgestürzte Bäume aus dem Weg. Darüber hinaus wurden am Sonntag vorsorglich mehrere Veranstaltungen in Niedersachsen abgesagt, so etwa das Kleine Fest im Großen Garten in Hannover.
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