Serengeti-Park: Neue Hoffnung für das Airbus-Restaurant?
Der Serengeti-Park Hodenhagen im Heidekreis will einen alten Bundeswehr-Airbus zum Restaurant umbauen, bekommt aber keine Transport-Genehmigung. Park-Besitzer Fabrizio Sepe hofft nun auf Hilfe aus dem Landtag.
Es ist ein trauriges Bild: Ohne Flügel und ohne Nase steht der Airbus A310 auf dem Gelände des Flughafens. Aufgebockt und verlassen wartet der graue Riese auf seine letzte Reise nach Hodenhagen. Wird der Flieger die letzte Etappe jemals antreten? Oder droht der Schrottplatz? Die Region Hannover blockiert den Transport des Flugzeug-Rumpfs. Begründung: Naturschutz. Die Region sieht die Gefahr, dass in der Wedemark Bäume beschädigt werden oder Äste abgesägt werden müssen. Park-Chef Sepe hält dagegen: Der Transport funktioniere auch ohne Kahlschlag.
Sepe: "Es geht um acht Bäume."
Laut Sepe geht es um einen 1,8 Kilometer langen Abschnitt in der Wedemark - und um acht Bäume am Straßenrand. Die stehen in einem Landschaftsschutzgebiet, was die Sache so schwer macht. Seit drei Jahren liegt der Serengeti-Park im Clinch mit Behörden, Kommunalpolitikern und Umweltschützern. 300.000 Euro hat Sepe nach eigenen Worten für Gutachten bezahlt, um Kritiker zu überzeugen - ohne Erfolg. "Ich komme nicht weiter", sagt der Park-Besitzer. "Ich fühle die Unterstützung des Staates nicht - das ist es, was mich erschreckt."
Neue Technik: Lassen sich Äste hochbinden?
Doch jetzt schöpft der Unternehmer neue Hoffnung. Er hält es für möglich, dass die Äste mit der sogenannten Reverse Rigging-Methode so weit hochgebogen werden können, dass der Airbus-Transport unter den Ästen hindurch rollen kann. Bei der Technik werden die Äste mit einer Art Seilwinde nach oben gezogen und später wieder heruntergelassen - "ohne dass Bäume oder Äste verletzt werden", sagt Sepe. Der Park-Betreiber hat eine Petition beim Landtag eingereicht, um Druck zu machen. Darin fordert Sepe, dass das "Reverse Rigging"-Verfahren als Standardmethode festgelegt wird, um Schwertransporte zu ermöglichen.
Schünemann spricht von Willkür
Der frühere Innenminister und heutige CDU-Landtagsabgeordnete Uwe Schünemann unterstützt Fabrizio Sepe. Dass sich die Region Hannover weiter quer stellt, kann Schünemann nicht nachvollziehen. Für den CDU-Politiker ist es völlig unverständlich, warum sich die Region Hannover "nicht intensiv mit dieser neuen Methode beschäftigt." Schünemann spricht sogar von Willkür. Er fordert, dass sich alle Beteiligten vor Ort ein Bild von der Situation machen. "Wenn man Probleme sieht, sollte man gemeinsam mit dem Investor nach einer Lösung suchen", sagt Schünemann.
Region Hannover: "Haben im konkreten Fall Zweifel"
Die Region Hannover kennt die "Reverse Rigging"-Methode, verweist aber auf die bestehenden Regeln. "Wir müssen uns leider dagegenstellen", sagt der Umweltdezernent der Region Hannover, Jens Palandt (Grüne). Rechtlich habe man keine andere Wahl. Das System des Hochbindens scheine grundsätzlich zu funktionieren, "aber in dem konkreten Fall haben wir Zweifel", so Palandt. Er fürchtet, dass Bäume trotzdem beschädigt werden. Der Umweltdezernent verweist auf "sehr dicke Äste", die brechen könnten. "Das Problem ist eben nicht aus dem Weg geräumt", meint Palandt. Auch Umweltschützerinnen und Bürger in der Wedemark fürchten massive Baumschäden.
Region vermisst Gespräch im Vorfeld
Zudem wundert sich Umweltdezernent Palandt, dass Fabrizio Sepe nicht vor dem Kauf des Flugzeuges das Gespräch mit der Naturschutzbehörde gesucht habe. "Das ist üblich, um Konflikte auszuräumen", erläutert Palandt. "Das hat hier aber leider nicht stattgefunden." Sepe erklärt, er habe die Strecke von Langenhagen nach Hodenhagen vor dem Kauf durch ein Fach-Unternehmen prüfen lassen. Er habe sich auf die Aussage verlassen, dass die Überführung der Maschine machbar sei, so der Unternehmer. Im Rahmen der damaligen Überprüfung seien keine Probleme aufgetaucht. Erst später habe sich herausgestellt, dass ein Teil der Strecke an ein Landschaftsschutzgebiet grenzt.
Kommt durch Petition Bewegung in die Sache?
Jetzt setzt man im Serengeti-Park darauf, dass durch die Petition wieder Bewegung in die Sache kommt. Außerdem hat Sepe Klage beim Verwaltungsgericht Hannover eingereicht, um doch noch grünes Licht für den Transport zu bekommen. Wenn dort verhandelt wird, dürfte es in großen Teilen um die "Reverse Rigging"-Methode gehen. Sepe will nicht aufgeben. Er sieht sein geplantes Flugzeug-Restaurant als touristisches Highlight. Zudem sollen dort 28 neue Arbeitsplätze entstehen. Auch aus historischen Gründen sei das Projekt bedeutsam: Der Bundeswehr-Airbus A310 mit dem Namen "Kurt Schumacher" holte Deutsche in der Corona-Pandemie aus dem chinesischen Wuhan. Die Maschine diente als Regierungsflieger und brachte auch unzählige Soldaten in den Afghanistan-Einsatz.
Park-Betreiber glaubt an gutes Ende
Bis heute hat das Airbus-Projekt den Serengeti-Park rund 1,6 Millionen Euro gekostet, erzählt Sepe, als er dem großen, grauen Vogel mal wieder einen Besuch abstattet. Es ist ein verregneter November-Tag. Der Park-Betreiber steht vor dem Flieger und schüttelt den Kopf. Er ärgert sich über das Nein der Naturschutzbehörde. "Ich frage mich als Bürger: Was hat man damit erreicht? Ich hätte diese Million auch für Photovoltaik-Anlagen verwenden können", sagt Sepe. "Was hat man auch ökologisch damit erreicht, dieses ganze Geld einfach zu verschwenden?" Aufgeben will er trotzdem nicht. Sepe ist sich sicher, dass er mit dem Flugzeug keine Bruchlandung erlebt. Es wird eine Lösung geben, glaubt er. Ohne beschädigte Bäume.