VW wird neues E-Auto Trinity nicht in Wolfsburg bauen
VW will das neue E-Auto-Modell Trinity nicht wie geplant in Wolfsburg bauen lassen. Hintergrund ist ein Effizienzprogramm des Konzerns. Auch die Standorte in Hannover und Osnabrück sind davon betroffen.
Es gebe keinen Bedarf für den Bau einer weiteren Fertigung in Wolfsburg, teilte VW im Zuge einer Aufsichtsratssitzung am Freitag mit. Damit ist der bisher geplante Neubau eines zweiten Werks in Wolfsburg für das Trinity-Modell abgesagt - eines der Lieblingsprojekte des früheren VW-Chefs Herbert Diess. Hintergrund der Entscheidung ist das milliardenschwere Effizienzprogramm des Volkswagen-Konzerns, das dieser im Sommer angekündigt hatte. Ziel ist demnach, Fahrzeuge mit gleicher Architektur in den Werken zu bündeln, um so auch weniger Geld investieren zu müssen. "Mit der jetzt verabschiedeten Werkebelegung leisten wir auch im Rahmen unseres Performance-Programms einen substanziellen Beitrag zu einer starken, wettbewerbsfähigen Marke VW", sagte VW-Markenchef Thomas Schäfer.
Neuer E-Golf soll in Wolfsburg produziert werden
"Trinity geht nicht nach Wolfsburg, sondern nach Zwickau. Das freut mich sehr für die Kolleginnen und Kollegen dort", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Stattdessen würden neue E-Modelle in die bestehenden Strukturen des Stammwerks integriert. So soll zukünftig neben einem vollelektrischen SUV in Größe des Tiguan auch ein Elektro-Golf in Wolfsburg vom Band rollen, wie VW mitteilte. Laut Betriebsrat soll der E-Golf das bisherige Modell ID.3 ablösen. Cavallo ergänzte, damit stehe fest, dass das Werk Wolfsburg mit seinen zentralen SSP-Produkten seine konzernweite Schlüsselrolle bei Technologie und Volumen behalte.
Volkswagen hatte Trinity-Fertigung bereits verschoben
Das Trinity-Modell sollte eigentlich im Jahr 2026 auf den Markt kommen. Konzernchef Oliver Blume hatte die Fertigung zuletzt aber bereits um mindestens eineinhalb Jahre verschoben. Volkswagen hatte daraufhin geprüft, ob sich der Bau eines neuen Produktionsstandortes lohne. Zuerst hatte das "Handelsblatt" mit Berufung auf Konzernkreise über den Vorgang berichtet.
Hannover erhält eigene Fahrzeugfamilie und verliert Luxusautos
Von den nun vorgestellten Maßnahmen ist auch VW Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover betroffen. Den Angaben zufolge soll Audi sein geplantes Elektro-Topmodell aus dem Standort abziehen. Das Fahrzeug sollte eigentlich ab dem Jahr 2026 in Hannover gefertigt werden. Eine Audi-Sprecherin berichtete nun jedoch, dass die Produktion in Neckarsulm (Baden-Württemberg) anlaufen soll. Wie der VWN-Betriebsrat mitteilte, soll stattdessen eine eigene Fahrzeugfamilie namens "Space" mit eigener Elektro-Plattform im Werk Hannover entwickelt werden. "Die Perspektive einer VWN-Produktfamilie macht mich trotzdem zuversichtlich für die Zukunft", sagte VWN-Betriebsratschef Stavros Christidis. "Diese Entscheidung stärkt unsere Eigenständigkeit im Konzernverbund, sichert die Standorte ab und gibt uns als Marke Handlungsspielräume, unser Geschäft in die Zukunft zu entwickeln."
Standortvereinbarung für Hannover bis 2032 verlängert
Zudem sei die Standortvereinbarung für Hannover bis mindestens Ende des Jahres 2032 verlängert worden, teilte ein VWN-Sprecher am Freitag mit. Diese galt bisher nur bis 2029. Der VWN-Standort hatte ursprünglich sogar den Zuschlag für drei Elektro-Modelle von Audi, Porsche und Bentley erhalten, die gemeinsam im Audi-Projekt "Artemis" entwickelt werden sollten. Doch der zunächst für kommendes Jahr geplante Produktionsstart verzögerte sich mehrfach, Porsche zog sich Ende 2021 aus dem Projekt zurück.
Osnabrück soll künftig Elektro-Porsche bauen
Auch für den kleinsten VW-Standort Osnabrück stehen Änderungen bevor: Bisher fertigt das Werk dort für Porsche die Verbrenner-Modelle Cayman und Boxster. Nach deren Auslaufen soll in Osnabrück ein Elektro-Porsche folgen. "Das ist eine gute Nachricht", sagte der Betriebsrat Gerhard Schrader.
Ministerpräsident Weil sieht VW-Werke in Niedersachsen gestärkt
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) reagierte zufrieden mit den vorgestellten Ergebnissen des VW-Aufsichtsrats. "Ich begrüße die angekündigten Belegungen für die fahrzeugproduzierenden Werke in Niedersachsen", teilte er am Freitag mit. Die Entscheidung mache deutlich, "dass das Herz von Volkswagen auch künftig in Niedersachsen schlägt". Wie es in den Komponenten-Standorten Salzgitter und Braunschweig weitergehen soll, wird im November präsentiert.