Tödlicher Unfall in Zeltlager: War der Radlader defekt?
Die Klärung der Ursache für den tödlichen Unfall mit einem Radlader in Toppenstedt dürfte noch Wochen dauern. Das sagte die Staatsanwaltschaft Lüneburg. Ein Kind und ein Mann starben.
"Die ganz entscheidende Frage, die es im Moment zu klären gilt, ist die Unfallursache. Und um die zu klären, hat die Staatsanwaltschaft einen Sachverständigen beauftragt", sagte Wiebke Bethke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lüneburg, am Montag. Dieser soll in einem Gutachten den Unfall und dessen Ursache rekonstruieren. "Das dauert wenigstens einige Wochen - manchmal auch etwas länger", sagte Bethke.
Technisches Gutachten zu Radlader soll bald vorliegen
Etwas schneller dürfte das technische Gutachten zum beschlagnahmten Radlader erstellt sein. Es liege wahrscheinlich Mitte der Woche vor, sagte eine Polizeisprecherin aus Winsen am Montag. Nach dem Unfall am Samstag im Landkreis Harburg hatten mehrere Einsatzkräfte gegenüber dem NDR in Niedersachsen die Vermutung geäußert, dass ein gerissener Hydraulikschlauch am Radlader ursächlich sein könnte. Infolgedessen könnte eine vom Radlader transportierte Gitterbox heruntergefallen sein - so die Vermutung.
Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung laufen
In dieser Gitterbox saßen zum Unfallzeitpunkt mindestens zwölf Menschen. Ein 44 Jahre alter Teilnehmer des privaten Zeltlagers hatte in der Metallbox mehrere Kinder und einen Erwachsenen über einen Feldweg gefahren. Die Aktion sollte "zur Belustigung" dienen, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Während der Fahrt löste sich plötzlich die Gitterbox. Die Insassen stürzten aus rund drei Metern Höhe nach unten. Vermutlich wurden sie von dem herabfallenden Metallkorb getroffen, so die Polizei. Ein Fünfjähriger und ein 39-Jähriger starben. Zehn weitere Kinder wurden verletzt, vier von ihnen lebensgefährlich. Mittlerweile sind alle Verletzten außer Lebensgefahr. Gegen den Fahrer des Radladers werde wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, sagte Bethke. Die Obduktion der beiden Verstorbenen sei beantragt.
Box wohl nicht zum Transport von Menschen zugelassen
"Grundsätzlich ist eine Gitterbox nicht zum Transport von Menschen gedacht", erklärte Bethke. "Inwieweit dieses Verhalten verboten gewesen ist, ist eine rechtliche Bewertung, die nach Abschluss der umfassenden Ermittlungen zu den tatsächlichen Geschehnissen zu klären sein wird." Normalerweise wird in solchen Boxen Schüttgut transportiert.
Retter kannten Opfer - "extrem belastende Situation"
Nach dem Unglück war das Zeltlager abgebrochen worden. Rund 80 Feuerwehrleute, 60 Rettungskräfte und 30 Polizistinnen und Polizisten waren im Einsatz. Ein Kriseninterventionsteam und ein Pastorenehepaar betreuten Betroffene in der Kita und Grundschule. Man haben allen Beteiligten angemerkt, dass sie schwer damit zu kämpfen haben, sagte Harburgs Landrat Rainer Rempe (CDU). Einige Retter hätten Opfer und Verletzte gekannt. Es habe sich um eine "extrem belastende Situation" gehandelt.
"Nicht nur ein Dorf trauert, sondern die ganze Region"
In der etwa 2.000 Einwohner zählenden Gemeinde hat das Unglück große Anteilnahme ausgelöst. Vor der Toppenstedter Gemeindeverwaltung wurden Blumen und Trauerkerzen für die Unfallopfer niedergelegt. Ein Gedenkgottesdienst wird am Samstag (11 Uhr) in der St. Johannis Kirche in Salzhausen stattfinden. Er sei in erster Linie für Betroffene und Helfer gedacht, aber auch für die Bürger der Gemeinde. Wegen der begrenzten Plätze in der Kirche werde der Gottesdienst über Lautsprecher nach draußen übertragen, hieß es von der Gemeinde. "Nicht nur ein Dorf trauert, sondern die ganze Region", sagte Wolfgang Krause, parteiloser Bürgermeister der Samtgemeinde Salzhausen. Das für Anfang Juli geplante Schützenfest in Toppenstedt wurde demnach abgesagt.