Sinkende Preise für Milchprodukte: Landwirte geraten unter Druck
Mehrere Supermärkte haben angekündigt, ihre Preise für Milchprodukte zu senken. Landwirte aus Niedersachsen können das nicht nachvollziehen. Weder Futter- noch Betriebskosten seien gesunken, hieß es.
Milch, Sahne, Joghurt und Butter sollen bald deutlich günstiger werden. Discounter wie Aldi, kaufland, Norma und Netto haben angekündigt, ihre Preise für Molkereiprodukte um bis zu 15 Prozent zu senken, ebenso wie Edeka. Als Grund nennt der Handel geringere Einkaufspreise für die Rohwaren.
Milchviehbetriebe können nicht günstiger produzieren
Das niedersächsische Landvolk kann den angekündigten Preisrutsch nicht nachvollziehen. Weder die Futter-, noch die Betriebskosten seien insgesamt spürbar gesunken. Folglich könnten die Milchviehbetriebe auch nicht günstiger produzieren, sagte Sprecherin Sonja Markgraf dem NDR in Niedersachsen.
Landwirte: Discounter nutzen Überangebot an Milch aus
2021 und 2022 waren die Auszahlungspreise für Milchbauern deutlich gestiegen. Aktuell gebe es aber ein Überangebot an Milch, das die Discounter ausnutzen, kritisiert Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Bereits jetzt bekommen Erzeuger demnach teilweise ein Drittel weniger Geld von den Molkereien. "Die Bäuerinnen und Bauern müssen wieder, wie schon so oft, ihre Milch unterhalb der Produktionskosten abgeben. Dadurch geraten gerade kleinere und mittlere Betriebe massiv unter Druck", so Ilchmann.
Sinkende Preise setzen Betriebe unter Druck
Auch die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen befürchtet ein Höfesterben. "Nicht kostendeckende Milchpreise über einen längeren Zeitraum werden wohl erneut Betriebe zum Ausstieg aus der Milchkuhhaltung oder sogar zur Aufgabe zwingen", erklärte eine Sprecherin gegenüber dem NDR. Die Vereinigung spricht von einem beschleunigten Strukturwandel.
Ministerium will sich für verbindlichere Verträge einsetzen
Diese Entwicklung beobachtet auch das Landwirtschaftsministerium mit großer Sorge. Die Ministerin wolle im Bund dafür sorgen, dass Molkereien mit den Landwirten künftig verbindlichere und transparentere Verträge machen müssen, sagte eine Sprecherin. In Niedersachsen gibt es fast 7.700 Milchbauern. Sie liefern rund sieben Millionen Tonnen Milch jährlich an die Molkereien.