Pflege stärken: Philippi präsentiert Zehn-Punkte-Plan
Hunderttausende Menschen in Niedersachsen sind auf Pflege angewiesen, doch in der Branche fehlt Personal. Mit einem Zehn-Punkte-Plan will Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) für Entlastung sorgen.
Im Seniorenheim, im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege - überall suchen Pflegeanbieter in Niedersachsen händeringend nach Fachkräften. Vier Jahre nach dem Beginn der "Konzertierten Aktion Pflege Niedersachsen" hat Gesundheitsminister Philippi am Dienstag gemeinsam mit Vertretern der Pflegebranche einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, um die pflegerische Versorgung zu verbessern.
Einjährige Pflegeassistenz-Ausbildung wird geprüft
Dabei geht es vor allem um Flexibilität - in der Ausbildung, bei den Arbeitszeiten und im Hinblick auf die Bürokratie. Im Bereich der Ausbildung beispielsweise werde unter anderem eine einjährige Qualifikation zur Pflegeassistenz geprüft. Diese gebe es in anderen Bundesländern bereits. "Wir brauchen schnell helfende Hände", so Philippi. Die Opposition fordert dabei mehr Tempo. "Die Einführung der ab dem ersten Tag vergüteten einjährigen Pflegehelfer-Ausbildung wäre ein Anfang, um schnell Abhilfe zu schaffen", sagte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner. "Anstatt an den hohen Anforderungen festzuhalten, sollte Minister Philippi jetzt endlich vom Reden ins Handeln kommen."
Arbeitszeitmodelle an Pflegesituation anpassen
Im Hinblick auf Arbeitszeitmodelle betonte der Niedersächsische Pflegerat, Pflege müsse mit der Lebenssituation von Fachkräften vereinbar sein. "Wir haben junge Menschen, die gerade Eltern geworden sind, die flexibel arbeiten müssen, die nicht in Vollzeit zurückkommen", so die Vorsitzende Verena Lux. "Wir stellen uns auf diese Bedürfnisse immer mehr ein." Um neue Modelle zu entwickeln, soll eine Arbeitsgruppe eingeführt werden.
Kurzzeitpflege stärken, Angehörige entlasten
Außerdem will die Landesregierung die Kurzzeitpflege stärken, um pflegende Angehörige zu entlasten. 83 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Niedersachsen werden zu Hause versorgt, davon mehr als die Hälfte von Angehörigen. Während die Zahl der Pflegebedürftigen von 2019 bis 2021 um fast 20 Prozent auf knapp 543.000 stieg, wuchs die Zahl der Pflegekräfte im gleichen Zeitraum lediglich um knapp 4 Prozent auf 143.00 Beschäftigte.
Philippi: Pflegende brauchen verlässliche Planung
"Das System ist extrem unter Druck", sagte Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. Viele Fachkräfte verlassen laut Ver.di-Landeschefin Andrea Wemheuer den Beruf, weil die Arbeitsbelastung zu hoch ist. Die Pflegenden seien ausgelaugt, auch durch die Corona-Jahre räumte auch Gesundheitsminister Philippi ein. Wichtig sei dem Personal in erster Linie nicht das Geld, sondern eine verlässliche Planung von Diensten und freien Tagen. Zudem solle die Bürokratie abgebaut werden.