Pflege im Heim: Eigenanteil steigt im Norden deutlich an
Wer in einem Pflegeheim versorgt wird, muss im Norden immer mehr selbst zahlen - besonders in MV und in Niedersachsen. Sozialverbände fordern zusätzliche Unterstützung.
Laut Zahlen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) waren in den ersten sechs Monaten im Schnitt in Niedersachsen 2.306 Euro pro Monat für einen Heimplatz fällig. Gegenüber dem Vorjahr sind die Pflegekosten in Niedersachsen damit um 431 Euro gestiegen. In den Beträgen sind zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege als auch andere Kosten wie Unterkunft und Verpflegung enthalten.
Niedersachsen: Niedrige Mieten auf dem Land
Bundesweit lag der Anstieg bei durchschnittlich 348 Euro - allerdings sind die Gesamtkosten im Bundesschnitt mit 2.548 Euro höher als in Niedersachsen. Der im bundesweiten Verhältnis niedrigere Kostenanteil zwischen Harz und Küste wird auf eine hohe Zahl von Heimen in ländlichen Gebieten zurückgeführt. Dort seien die Mieten häufig günstiger, hieß es.
Eigenanteile in MV um 25 Prozent gestiegen
Ähnlich sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus. Heimbewohner müssen dort im ersten Jahr laut vdek-Daten durchschnittlich 2.236 Euro im Monat selbst aufbringen - also ebenfalls deutlich weniger als im Bundesschnitt. Allerdings sind die Kosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in die Höhe geschnellt. Gegenüber dem 1. Juli 2022 stieg der Eigenanteil um 25 Prozent auf etwa 450 Euro.
SH: Monatskosten bei mehr als 2.400 Euro
Auch in Schleswig-Holstein ist der Eigenanteil gestiegen: Dort mussten Bewohnerinnen und Bewohner durchschnittlich 2.442 Euro für ihren Platz bezahlen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg der Eigenanteil im Vergleichszeitraum um etwa 420 Euro.
Kostensteigerungen auch wegen gestiegener Löhne
Die Spanne des Eigenanteils ist bundesweit enorm: Am teuersten war die Pflege im ersten Jahr im Heim in Baden-Württemberg mit nun im Schnitt 2.913 Euro pro Monat. Am niedrigsten war die Belastung in Sachsen-Anhalt mit 1.994 Euro. Als Kostentreiber gelten die Inflation sowie höhere Löhne für Pflegekräfte. Diese müssen seit dem 1. September 2022 nach Tarif bezahlt werden. Der vdek sieht die Entwicklung kritisch. Maßnahmen für eine faire Bezahlung seien zwar zu unterstützen, so der Verband. Allerdings sei es nicht in Ordnung, dass stetig steigende Kosten zum Großteil von Pflegebedürftigen geschultert werden müssten, hieß es.
Sozialverband: Land soll helfen
Aufgrund der Kostenbelastung fordern Verbände zusätzliche Unterstützung. Das Land müsse etwas tun, sagte Stefanie Jäkel vom Sozialverband Niedersachsen. Insbesondere ältere Menschen würden sich häufig schämen, finanzielle Hilfe zu beantragen. Auch der vdek in Niedersachsen sieht das Land in der Pflicht. Ein Sprecher verwies gegenüber dem NDR darauf, dass das Sozialministerium helfen könne und - ähnlich wie bei Krankenhäusern - künftig Investitionskosten für Pflegeheime übernimmt. Die Chancen darauf sind gering: Das Sozialministerium hat entsprechende Ideen bereits wiederholt verworfen - und auf den Bund verwiesen. Dieser sei zuständig für das Thema Pflege.