Die Meyer Werft an der Ems (Luftaufnahme). © picture alliance/dpa | Sina Schuldt Foto: Sina Schuldt

Bund und Land geben grünes Licht für Meyer Werft-Hilfen

Stand: 11.09.2024 14:25 Uhr

Die Haushaltsausschüsse des Bundestages und des Niedersächsischen Landtages haben den Weg für den Rettungsplan der Meyer Werft in Papenburg freigemacht. Die finanziellen Hilfen können fließen.

von Katharina Seiler

Im Haushaltsausschuss des Bundestages gab es am Morgen eine große Mehrheit für die Finanzhilfen der Papenburger Meyer Werft. Alle Fraktionen - mit Ausnahme der AfD - stimmten zu. Zusammen mit der verpflichtenden Information des Haushaltsausschusses des Niedersächsischen Landtages am Vormiitag ist nun die letzte Hürde für den Rettungsplan genommen.

Das bedeutet: Bund und Land werden sich jeweils zu rund 40 Prozent beteiligen, was dem Unternehmen insgesamt 400 Millionen Euro an Kapital einbringen wird. Außerdem bürgen Bund und Land zusammen zu 80 Prozent für einen Kreditrahmen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro. Zu dem Rettungsplan gehört außerdem, dass ein Sanierungsprogramm umgesetzt wird mit dem Ziel, dass die Werft in absehbarer Zeit wieder rentabel wird. Denn die staatliche Beteiligung soll nur vorübergehend sein. Das war vor allem dem Koalitionspartner FDP wichtig.

Haushaltspolitiker vertrauen auf erfolgreiche Sanierung

Videos
Ayhan  Polattimur, Betriebsrat der Meyer Werft im Interview. © Screenshot
2 Min

Meyer Werft: Bund und Land wollen mit 80 Prozent einsteigen

Die Rettung stößt fraktionsübergreifend auf Zustimmung, doch über den Rahmen gibt es unterschiedliche Meinungen. (28.08.2024) 2 Min

Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Dennis Rohde, der selbst aus Oldenburg kommt, ist sich sicher, dass der Staat seine Anteile perspektivisch wieder gewinnbringend verkaufen können wird. Die Auftragslage der Werft sei gut und darum sei es auch die richtige Entscheidung, wenn der Staat jetzt helfe, sagt Rohde, auch mit Blick auf die rund 20.000 Arbeitsplätze, die direkt und indirekt an der Werft hängen. Das sieht auch der CDU-Haushaltspolitiker und Niedersachse Andreas Mattfeldt so, der dem Rettungsplan ebenfalls zugestimmt hat. Er findet, die Meyer Werft betreibe mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen ein erfolgreiches Geschäftsmodell und sei nur wegen des Auftragsabrisses in der Corona-Zeit in Schieflage geraten.

Grüne: Meyer Werft soll auch Konverter-Plattformen für Energiewende bauen

Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion Sven-Christian Kindler, auch er ein Niedersachse, sieht die Zukunft der Meyer Werft nicht nur im Bau von Kreuzfahrtschiffen, die Kindler für "ökologisch problematisch" hält. Er findet, die Meyer Werft sollte in Zukunft auch beim Bau von Konverter-Plattformen eine wichtige Rolle spielen. Konverter-Plattformen wandeln den Strom von Offshore-Windparks in Gleichstrom um und sind deshalb für die Energiewende wichtig. Diese Plattformen könnten unter anderem auf der Neptun-Werft in Rostock gebaut werden, die zur Meyer Gruppe gehört, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

3.8.34: Das Kreuzfahrtschiff „Disney Treasure“ verlässt an diesem Samstag das Baudock der Papenburger Meyer Werft. © dpa Foto: Lars Penning
AUDIO: Staatshilfen für die Meyer Werft: Zweifel an Wirtschaftlichkeit ignoriert? (5 Min)

Linke rechnen mit längerfristiger Staatsbeteiligung

Der Haushaltspolitiker von der Bundestagsfraktion der Linken, Victor Perli aus dem niedersächsischen Wolfenbüttel, hat den staatlichen Hilfen für die Meyer Werft ebenfalls zugestimmt, auch um die vielen Arbeitsplätze zu erhalten. Allerdings ist Perli skeptisch, ob Bund und Land tatsächlich zeitnah wieder aus dem Unternehmen werden aussteigen können, denn die Familie Meyer oder ein anderer Investor müssten viel Kapital einbringen. Für Perli bleibt der Einstieg damit ein Risiko. Auf der anderen Seite hätte der Staat im Falle einer Pleite der Meyer Werft in jedem Fall Geld verloren, da er bereits über Kredite und Bürgschaften Verpflichtungen eingegangen sei, sagt Perli.

Hilfen kommen rechtzeitig

Mit der Zustimmung des Haushaltsausschusses des Bundestages heute Morgen und der verpflichtenden Information des Haushaltsausschusses des Niedersächsischen Landestages am Vormittag wird die nötige Eigenkapitalzuführung durch den Staat noch rechtzeitig bis zum 15. September verbindlich. Danach wäre die Finanzierung der Meyer Werft nicht mehr gesichert gewesen.

Weitere Informationen
Die Meyer Werft an der Ems. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Angeschlagene Meyer Werft: Landesregierung beschließt Einstieg

Das Land Niedersachsen will für 200 Millionen Euro 40,4 Prozent des Papenburger Unternehmens übernehmen. (04.09.2024) mehr

Das Gelände der Neptun Werft in Rostock-Warnemünde, wo das Fraunhofer IGP in Zukunft an alternativen Schiffsantrieben forschen wird. © picture alliance/dpa Foto: Bernd Wüstneck

Neptun Werft in Rostock: Gewerkschaft mahnt zu schneller Meyer-Rettung

Die Beschäftigten der Rostocker Neptun Werft, die zum Meyer-Konzern gehört, wurden am Montag über das weitere Vorgehen informiert. (27.08.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 11.09.2024 | 11:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Schiffbau

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Das Bild aus einem Privatvideo soll den mutmaßlichen Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg zeigen. © Landeskriminalamt Niedersachsen/Staatsanwaltschaft Verden

Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg: Neues Video veröffentlicht

Darin lächelt der Gesuchte in die Kamera und spricht eine "Karin" an. Das Landeskriminalamt Niedersachsen bittet um Hinweise. mehr