Özdemir besucht Obstbautage in Jork und geht auf Landwirte zu
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) war am Donnerstag Gast bei den Norddeutschen Obstbautagen in Jork (Landkreis Stade). Tags zuvor musste der politische Aschermittwoch der Grünen in Baden-Württemberg aufgrund von Anfeindungen abgesagt werden.
Özdemir zweifelte in Jork an, dass allein Bauern für die aggressiven Proteste in Biberach (Baden-Württemberg) verantwortlich waren. "Ich bezweifle auch, ob das alles Bauern waren, die da vor der Stadthalle Radau gemacht haben", sagte Özdemir. Das wäre eine Untersuchung wert, so der Minister. Die Grünen mussten ihre Veranstaltung in Biberach aus Sicherheitsgründen absagen.
Özdemir wirbt für Einbindung der Landwirte
Der Rundgang von Özdemir über das Messegelände in Jork verlief ohne Störungen. Er warb für eine bessere Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Politik. Die Landwirtschaft müsse in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden, bevor Beschlüsse der Regierung fielen. Zuletzt sei das anders gewesen. Mit der Aussage spielte Özdemir auf die Ankündigung der Regierung an, Agrardiesel nicht länger zu subventionieren. Die Pläne wurden inzwischen abgeschwächt.
"Nicht hinter den Fehlern der Vorgänger verstecken"
Außer Özdemir sprachen Branchenvertreter auf der Messe. Claus Schliecker, Leiter der Fachgruppe Obstbau beim Landvolk, sagte in seiner Begrüßungsrede, Özdemir sei nicht für alles verantwortlich, was seine Amtsvorgänger in die Wege geleitet hätten. "Aber nach zwei Jahren im Amt, kann man sich nicht hinter den Fehlern der Vorgänger verstecken", so Schliecker. "Nehmen Sie unsere Anliegen ernst", forderte der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Obstbau, Jens Stechmann. Man habe den Eindruck, dass die Politik weit von den Bauern und Gärtnern entfernt sei. Verbote gebe es genug. Es brauche Unterstützung für die Betriebe.
Qualitätsdebatte im Alten Land
Die Erzeugerinnen und Erzeuger hatten angekündigt, mit Özdemir auch über die hohe Qualität sprechen zu wollen, mit der in Deutschland und insbesondere im Alten Land Obst produziert wird: 90 Prozent der 500 Erzeuger im bundesweit größten Obstanbaugebiet arbeiten nach den Regeln des Integrierten Obstanbaus. Dabei werden beim Pflanzenschutzmittel-Einsatz gezielt Nützlinge geschont, die wiederum die Ausbreitung von Schädlingen verhindern.
Dumpingpreise gefährden Bauern aus dem Alten Land
Die Fachgruppe Obstbau beim Landvolk fordert von der Politik, dass die deutschen Obstbäuerinnen und Obstbauern wieder wettbewerbsfähig werden. Obst aus dem Ausland führe dazu, dass Dumpingpreise angeboten würden, mit denen die Bauern aus dem Alten Land nicht konkurrieren könnten, sagte Claus Schliecker. Daher begrüße er die Politikerbesuche auf der Messe. Am Mittwoch hielt Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) eine Rede.
200 Aussteller zeigen Innovationen rund um Obstbau
Bei der Fachmesse in Jork haben sich Obstbauern, Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner über Fachwissen, Innovationen und aktuelle politische Themen ausgetauscht. Auf etwa 10.000 Quadratmetern präsentierten mehr als 200 Fachausstellende ihre Produkte und Dienstleistungen.