Nur jede vierte Schafherde im Land ausreichend vor Wolf geschützt

Stand: 26.09.2023 15:12 Uhr

Mehr als 150 Wolfsübergriffe auf Schafherden gab es in Niedersachsen dieses Jahr. Nur bei gut jeder vierten Herde fand die Landwirtschaftskammer einen den Richtlinien entsprechenden Schutzzaun vor.

von Marie Schiller

Seit Wölfe wieder in Niedersachsen leben, hat sich für die Schäferinnen und Schäfer im Land einiges verändert. "Wir hatten vorher so gezäunt, dass die Schafe nicht ausbrechen und jetzt müssen wir so zäunen, dass der Wolf nicht einbricht", sagt Joachim Rehse, Vorsitzender vom Landesschafzuchtverband Niedersachsen. In der "Richtlinie Wolf" hat das Umweltministerium vorgeschrieben, wie ein wolfsabweisender Zaun gebaut werden muss, damit die Schäfer im Schadensfall Geld bekommen. Der Zaun muss hoch genug sein und sicherstellen, dass sich der Wolf nicht darunter hindurch graben kann.

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Land fördert Unterhalt von Zäunen und Herdenschutzhunden nicht

Laut Landesschafzuchtverband gibt es in Niedersachsen etwa 11.500 Schafhalterinnen und -halter. "Ich habe das Gefühl, dass vielen Hobbyhaltern nicht bewusst ist, welche Gefahr der Wolf auch für ihre Tiere darstellt", sagt Rehse. "Berufsschäfer sind in Sachen Herdenschutz schon gut aufgestellt." Es hätte von Anfang an besser aufgeklärt werden müssen, kritisiert Schäfer Gerd Jahnke aus dem Landkreis Uelzen. Jahnke schützt seine 1.700 Schafe mit mobilen Elektrozäunen. Zusätzlich hält er 18 Herdenschutzhunde. Hunde versorgen und ausbilden, Zäune auf- und abbauen und regelmäßig kontrollieren - der Heideschäfer steckt viel Zeit in den Herdenschutz und viel Geld. "Wir können so finanziell nicht durchhalten, das geht nicht. Sieben Tage die Woche arbeiten, vierzehn Stunden am Tag, das machen wir. Aber wenn das Geld im August oder September alle ist, das mache ich auf Dauer nicht mit", sagt Jahnke. Das Land fördert die Anschaffung von Zäunen und Herdenschutzhunden, nicht aber den Unterhalt.

Weidetierhalter fordern finanzielle Hilfe

Der Landesschafzuchtverband fordert deshalb, dass Schafhalterinnen und -halter jedes Jahr eine Pauschale pro Schaf erhalten sollen. Das sei unbürokratischer als die aufwendige Einzelfallförderung und ermögliche es, individuell Herdenschutzmaßnahmen umzusetzen. Vorbild sei etwa Sachsen. Dort gibt es so eine Förderung schon. Beim Dialogforum Weidetierhaltung Mitte September hatten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Weidetierhaltung und Naturschutz darüber diskutiert, wie es mit Wolf und Weidetierhaltung in Niedersachsen weitergehen soll. Das Umweltministerium begrüßt den Vorschlag der Pauschal-Förderung. Das könne allerdings frühestens 2025 umgesetzt werden, weil beim Thema "Beihilfen" nicht nur das Land, sondern auch die EU beteiligt sei.

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Bei Pferden und Rindern nur eingeschränkte Förderung

In Niedersachsen gab es in diesem Jahr mehr als 50 Wolfsangriffe auf Rinder und Pferde. Anders als bei Schafen werden für Pferde und Rinder wolfsabweisende Zäune nicht prinzipiell gefördert. Die Halterinnen und Halter bekommen dann Geld für Schutzmaßnahmen, wenn entweder innerhalb eines Jahres mindestens drei Wolfsangriffe auf Pferde oder Rinder in der näheren Umgebung nachgewiesen wurden oder wenn sie selbst von einem Wolfsangriff betroffen waren. Entsteht durch einen Wolfsriss ein Schaden, bekommen Pferde- und Rinderhalter Geld vom Land - unabhängig davon, ob der Zaun den Richtlinien entspricht.

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 26.09.2023 | 19:30 Uhr

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