Nitratbelastung: Niedersachsen will "rote Gebiete" ausweiten
Niedersachsen wendet ein neues Messverfahren an, mit dem mehr nitratbelastete Flächen ausgewiesen werden. Das Landvolk sieht betroffene Landwirte "massiv benachteiligt".
Laut der neuen Regelung sollen rund 32 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Niedersachsen als mit Nitrat belastet gelten. Zuvor waren es rund 21 Prozent. Auf einer am Dienstag veröffentlichten Karte können Landwirtinnen und Landwirte ab sofort sehen, ob sie Äcker bewirtschaften, die besonders nitratbelastet sind. Wenn ja, dürfen sie in diesen Gebieten 20 Prozent weniger düngen.
"Rote Gebiete" in Niedersachsen (aktuell und neuer Entwurf)
Geltendes Düngerecht des Bundes angewendet
Grund für die geplante Ausweitung ist die Anwendung eines neuen Messverfahrens. Es war bereits Anfang des Jahres vom Bund angekündigt worden und sei ein wichtiges Signal gewesen, "ohne das die Klage gegen Deutschland wegen Verletzung der EU-Nitratrichtlinie vielleicht nicht eingestellt worden wäre", hieß es aus der Niedersächsischen Staatskanzlei. Die Europäische Union hatte Deutschland schon länger wegen hoher Werte im Visier. Zu viel Nitrat schadet der Umwelt und kann auch für den Menschen gesundheitsschädlich sein. Bei dem neuen Verfahren wird zum gemessenen Nitratwert auch die Nitratabbau-Prozesse im Grundwasser hinzugerechnet, "aus Vorsorgegründen", so die Staatskanzlei. Liegt die Summe über 50, wird die Fläche als "rotes Gebiet" ausgewiesen.
Landvolk sieht Bauern "massiv benachteiligt"
Das Landvolk Niedersachsen sieht die Bauern durch das Ausweiten der roten Gebiete "massiv benachteiligt". Der Verband kritisiert unter anderem, dass das neue Verfahren nicht in der gesamten EU, sondern nur in Deutschland angewendet wird. Wenn weniger gedüngt werden dürfe, würden in der Regel Ertrag und Qualität schlechter, so ein Sprecher. Er kündigte an, das Landvolk werde den Entwurf der Landesregierung sorgfältig durcharbeiten. Dabei werde auch geprüft, ob man gerichtlich dagegen vorgehen könne.
"Rote Gebiete": Karte (zoombar) zeigt betroffene Gebiete