Niedersachsen will HPV-Impfquote erhöhen - Aufklärung an Schulen

Stand: 07.06.2024 19:50 Uhr

Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) will Eltern und Kinder erreichen und die Impfung bekannter machen. Die Aktion soll dazu beitragen, dass sich mehr junge Menschen impfen lassen.

von Oliver Jürgens

Dazu seien kommende Woche Veranstaltungen, Vorträge und Berichte in sozialen Medien geplant sowie eine Plakatkampagne, hieß es vorab aus dem Gesundheitsministerium in Hannover. "T(w)o be safe" - so heißt die Aktion, ein Hinweis darauf, dass es zwei Impfungen braucht, um sich gegen die Humanen Papillomviren (HPV) zu schützen. Die können Krebs auslösen, vor allem bei Frauen. Mehr als 6.000 Frauen erkranken laut Robert Koch-Institut (RKI) pro Jahr an HPV-bedingtem Krebs und rund 1.500 Männer.

Videos
Ein gelber Impfpass, eine Spritze, Desinfektionsmittel und ein Pflaster mit Piraten-Motiv. © Screenshot
3 Min

HPV: Wenig Impfbereitschaft bei Jungen und Männern

Dabei sind sie Hauptüberträger von Erkrankungen im Genitalbereich. Auch im Gesundheitsamt Güstrow kennt man das Problem. (17.04.2024) 3 Min

Nur 17 Prozent der Jungen geimpft

Doch obwohl die Impfung schon lange angeboten wird, sind in Niedersachsen dem Gesundheitsministerium zufolge nur 55 Prozent der Mädchen und 17 Prozent der Jungen gegen HPV geimpft. "Eine Schwierigkeit ist, dass Kinder und Jugendliche in der relevanten Altersgruppe häufig keine regelmäßigen Arztkontakte haben", sagte Philippi. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte deshalb bereits Impfungen in Schulen vorgeschlagen.

Kultusministerin: Impfung zu wenig bekannt

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) unterstützt die Aktionswoche: "In der Schule gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, etwa im Sexualkundeunterricht oder ganz grundsätzlich in Biologie." Wissen könne im Fall von HPV viel Leid verhindern. Deshalb können in der Aktionswoche auch Experten eingeladen werden. "Die HPV-Impfung ist leider immer noch zu wenig bekannt", sagte Hamburg.

Ärztekammer: Impfung ist sicher, verträglich und hochwirksam

Die HPV-Impfung sei nicht nur gut verträglich und sehr sicher, sondern vor allem hochwirksam, sagte die stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. Marion Charlotte Renneberg. Alle niedersächsischen Hausarzt-, Kinderarzt- und Frauenarztpraxen würden gegen HPV impfen, so die Ärztekammer. Die Impfung bietet nach Angaben des RKI den besten Schutz, wenn sie im Alter von 9 bis 14 Jahren verabreicht wird. Bis zum Alter von 18 Jahren kann sie nachgeholt werden. HP-Viren werden am häufigsten durch sexuellen Kontakt übertragen. Deswegen sollen junge Menschen geimpft werden, bevor sie sexuell aktiv sind.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die EU-Kommission wollen bis 2030 eine Impfquote von mindestens 90 Prozent bei 15-jährigen Mädchen erzielen sowie eine deutliche Steigerung bei gleichaltrigen Jungen.

Weitere Informationen
Ein Arzt impft einer Person in den Oberarm. © colourbox Foto: -

Krebserregende HP-Viren: Stiko schlägt Impfung in Schulen vor

WHO und EU möchten die Impfquote bei Mädchen auf 90 Prozent bringen. Davon sind Deutschland und Niedersachsen weit entfernt. (02.04.2024) mehr

Eine Impfung gegen krebsauslösende Humane Papillomviren. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

HPV-Impfung: Oft vernachlässigt in Deutschland 

Bei der Impfung gegen die krebsauslösenden Humanen Papillomviren (HPV) ist Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen. (06.09.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 07.06.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Krebs

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ärzte bei einer Operation © fotolia.com Foto: Gorodenkoff

Nordländer wollen Krankenhausreform mehrheitlich nicht blockieren

Hamburg, Niedersachsen und MV wollen im Bundesrat für die Reform stimmen. In Schleswig-Holstein wird noch diskutiert. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?