Niedersachsen erlaubt Kochsalzlösungen ohne deutsche Zulassung
Niedersachsen will die aktuellen Lieferengpässe bei Kochsalzlösungen durch Importe überbrücken. Das Gesundheitsministerium hat am Mittwoch eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen.
Arzneimittel-Großhändler, Apotheken und Krankenhaus-Apotheken dürfen demnach "isotonische natriumchloridhaltige Arzneimittel", die keine Zulassung nach dem deutschen Arzneimittelgesetz (AMG) haben, in Verkehr bringen. Voraussetzung ist, dass diese in anderen Ländern zugelassen wurden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Auch ein Beipackzettel in deutscher Sprache ist erforderlich.
Ausländische Medikamente unterliegen anderem Prüfverfahren
Gleichzeitig betonte die Landesregierung, dass die Qualität dieser Medikamente nicht schlechter sei, sondern sie lediglich einem anderen Prüfverfahren unterliegen würden. Zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium einen Versorgungsmangel festgestellt und die Importe damit möglich gemacht. Die Medikamente werden den Angaben zufolge nur so lange importiert, wie es nötig ist.
Glasflaschen für Kochsalzlösung fehlen
Bereits Anfang Oktober hatte die Apothekerkammer auf Lieferengpässe bei mehreren Medikamenten hingewiesen, unter anderem bei Kochsalzlösungen. Von einem Lieferengpass wird gesprochen, wenn die übliche Auslieferung mehr als zwei Wochen unterbrochen ist oder eine deutlich erhöhte Nachfrage das Angebot übersteigt. Bei Kochsalzlösung fehlt jedoch gar nicht die Lösung selbst, sondern die Glasflaschen, in die sie abgefüllt wird.
Kochsalzlösungen bei Behandlungen unverzichtbar
"Wir nutzen unseren Spielraum, damit wir bei dem Basis-Arzneimittel Kochsalzlösung nicht in eine völlig prekäre Lage schlittern", sagte Landesgesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) am Mittwoch. Natriumchlorid-Lösungen seien unverzichtbar, um Patienten zu behandeln. So werden damit zum Beispiel Wunden, Katheter, Nasen und Augen gespült. Auch bei Flüssigkeitsverlust und Dehydration ist Kochsalzlösung wichtig, ebenso beim Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika oder Zytostatika in der Krebstherapie.
Philippi fordert mehr Kapazitäten für eigene Produktion
Angesichts der aktuellen Lage forderte Philippi, dass Abhängigkeiten in der Herstellung reduziert und wieder mehr eigene Produktionskapazitäten geschaffen werden müssten. Dafür brauche es eine ehrliche politische und gesellschaftliche Debatte, "denn es geht auch ums Geld der Versicherten und um attraktive Rahmenbedingungen für Arzneimittelhersteller", sagte der Minister. Eine zeitliche Grenze für die Allgemeinverfügung des Gesundheitsministeriums gibt es nicht. Sie gilt den Angaben zufolge so lange, bis das Bundesgesundheitsministerium keinen Mangel mehr feststellt.