Niedersachsen: Platz im Pflegeheim erneut teurer
Wohnen im Pflegeheim wird immer teurer. In Niedersachsen zahlen Bewohnerinnen und Bewohner durchschnittlich 2.528 Euro im Monat. Das sind 137 Euro mehr als im Vorjahr.
Vor sechs Jahren hat ein Platz noch 600 Euro weniger gekostet. Das geht aus einer Erhebung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) hervor. "Ziel muss es sein, die Pflegeheimbewohner zu entlasten", sagt Hanno Kummer, vdek-Leiter in Niedersachsen. "Die Durchschnittsrente in Niedersachsen reicht bei weitem nicht mehr für einen Pflegeplatz aus."
Immer mehr Menschen auf Sozialhilfe im Alter angewiesen
Laut Rentenatlas bekommen Rentnerinnen und Rentner in Niedersachsen durchschnittlich 1.551 Euro, Männer erhalten im Schnitt 1.723 Euro und Frauen 1.267 Euro brutto. Die Diskrepanz zwischen Rente und Kosten für Pflegeheime hat Folgen: Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben, sind am Ende ihres Lebens auf Sozialhilfe angewiesen. Dirk Kortylak, Vorstand des Sozialverbandes Deutschlands in Niedersachsen (SoVD), macht deutlich: "Immer mehr Ratsuchende kommen zu uns in die Beratung und wissen nicht mehr weiter, weil ihnen die Pflegeheimkosten über den Kopf wachsen."
Wieso steigen Kosten für Pflegeheime?
Dass die Preise für einen Platz im Pflegeheim seit Jahren steigen hat aus Sicht des vdek mehrere Gründe: Pflegekräfte erhalten inzwischen höhere Löhne, die Inflation macht sich weiter bemerkbar und auch die stark gestiegenen Eigenanteile wirken sich aus.
- Denn die Pflegekassen zahlen nur Pauschalen für einen Pflegeplatz. Diese werden anhand des Pflegegrades gestaffelt und deren Höhe ist gesetzlich festgeschrieben.
- Seit 2022 übernehmen die Pflegekassen ergänzende Zuschüsse für die Bewohnerinnen und Bewohner. Die sind abhängig davon, wie lange die Menschen in dem Pflegeheim wohnen.
- Die Kosten für die Gebäude-Instandhaltung und die Ausstattung tragen die Bewohnerinnen und Bewohner. Die belaufen sich aktuell auf rund 516 Euro pro Monat.
- Auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung müssen die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner tragen.
Bundesregierung will im Herbst Pflegereform vorlegen
Der vdek fordert angesichts der Preissteigerung den Bund zum Handeln auf. "Es kommt jetzt darauf an, zügig eine solide Finanzierungsgrundlage zu schaffen und dabei die Heimbewohner vor finanzieller Überforderung zu schützen", sagt Kummer. Bundesgesundheitsministerin Karl Lauterbach (SPD) hat angekündigt, im Herbst eine Reform vorzulegen. Die Zeit dränge, warnte jüngst Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Die Pflegeversicherung stünde vor dem Kollaps, heißt es auch von der Gewerkschaft ver.di.
Landesregierung fordert: Mehr Menschen müssen in Pflegeversicherung einzahlen
Niedersachsens Gesundheitsminister Anderas Philippi (SPD) fürchtet, der Bund sitze das Problem aus. Die Länder hätten den Bund längst zu einer umfassenden Reform aufgefordert. Niedersachsens Landesregierung ist überzeugt, es müsse dringend über alle konkreten Vorschläge diskutiert werden, wie mehr Geld in die Pflegeversicherung kommt. "Es müssen mehr Menschen einzahlen", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministerium in Hannover. Außerdem müsse auch darüber diskutiert werden, ob künftig Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber einen Anteil zahlen.
Vdek fordert, dass Land Investitionskosten trägt
Doch aus Sicht des vdek und des SoVD ist nicht nur der Bund in der Pflicht, sondern auch das Land: "Niedersachsen sollte die Investitionskosten übernehmen", ist Kummer überzeugt. Dabei verweist der vdek-Leiter auf die Krankenhäuser. Dort übernimmt das Land die Investitionskosten. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte am Mittwoch, dass der Ruf nach mehr Geld nachvollziehbar sei. Allerdings stelle Niedersachsen bereits 70 Millionen Euro jährlich für Investitionen bereit. Anders als der Sprecher das zunächst gesagt hat, geht es dabei aber um Investitionen in die ambulante Pflege. Für die Gebäude sei das Land nicht zuständig, betonte nun Gesundheitsminister Philippi.