Niedersachsen: Gewalt gegen Einsatzkräfte weiterhin ein Problem
Gewaltsame Übergriffe gehören zum Alltag von Polizisten, Sanitätern und Feuerwehrleuten. Im vergangenen Jahr registrierte das Land Niedersachsen 4.467 Angriffe - und insgesamt über 10.000 Betroffene.
"Die Zahl der Angriffe auf diejenigen, die sich für unsere Sicherheit und unsere Gesundheit einsetzen, ist nach wie vor inakzeptabel hoch", sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Zum ersten Mal stellte sie am Donnerstag das Lagebild "Gewalt gegen Einsatzkräfte 2023" vor. Gegenüber dem Vorjahr stagniert in Niedersachsen die Zahl der Fälle, über die vergangenen sechs Jahre gesehen haben Gewaltdelikte gegen Einsatzkräfte um etwa 40 Prozent zugenommen. Es sei sehr bedauerlich, dass sich die Gesellschaft in den vergangenen Jahren so entwickelt habe, dass es überhaupt eines solchen Lagebildes bedürfe, sagte Behrens.
Polizeikräfte am häufigsten von Gewalt betroffen
Stark gefährdet sind Polizistinnen und Polizisten in Niedersachsen: Im Jahr 2023 gab es 4.245 registrierte Angriffe - einer mehr als im Vorjahr und durchschnittlich etwa zwölf Fälle pro Tag. Die restlichen Übergriffe betrafen die Feuerwehr und Rettungsdienste. Während die Zahl der angegriffenen Feuerwehrleute von 54 (2022) auf 39 zurückging, wurden Rettungskräfte häufiger angegriffen als im Jahr zuvor: 231 Fälle waren es im vergangenen Jahr, 213 im Jahr 2022.
Rund 10.000 Einsatzkräfte wurden Ziel von Angriffen
Konkret stieg die Zahl der einzelnen Betroffenen von Angriffen 2023 um 300 auf rund 10.400. "Dass die Zahl der Delikte gegen Polizeibeschäftigte im letzten Jahr stagniert hat, ist angesichts der hohen Zahl von über 10.000 Opfern kein wirklicher Trost", sagte Kevin Komolka, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Wir dürfen uns damit keinesfalls zufriedengeben, sondern müssen in verschiedenen Bereichen aktiv bleiben." Die Zahl der Einsatzkräfte, die bei den Angriffen verletzt wurden, ist mit etwas mehr als 1.500 hingegen leicht rückläufig: Etwas mehr als 1.500 trugen Verletzungen davon.
Tatverdächtige sind männlich, alkoholisiert und deutsch
Was die Tatverdächtigen angeht, so ergibt sich laut Statistik ein klares Bild: Die Angreifer sind überwiegend männlich, alkoholisiert - und deutsch. Innenministerin Behrens fand dazu klare Worte: "Es sind deutsche erwachsene Männer, die besoffen durch die Gegend ziehen und Menschen in Uniform angreifen." Das Problem der Angriffe könne nicht allein durch polizeiliche oder staatliche Maßnahmen gelöst werden, sagte die SPD-Politikerin. Es brauche vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Ächtung dieses Verhaltens, betonte sie.