Nach Ampel-Aus: Kann FDP Niedersachsen bei Ex-Mitgliedern punkten?
Christian Lindner (FDP) ist aus der Regierung geflogen. Seitdem verzeichnet die Partei auf Bundesebene viele Eintritte. Wie stehen die Liberalen in Niedersachsen zum geschassten Finanzminister?
"Die Stimmung ist gelöst", beschreibt Marco Genthe, ehemaliger Landtagsabgeordneter der FDP die Lage in seiner Partei. "So wie sich Christian Lindner verhalten hat, findet das sehr große Zustimmung", berichtet er aus seinem Kreisverband in Diepholz.
FDP weist Schuld am Bruch der Koalition zurück
Auch im Kreisverband Wolfenbüttel denkt offenbar ein Großteil der Liberalen positiv über das Ende der Ampel-Regierung. "Viele sind froh, dass es vorbei ist", sagt Björn Försterling. Auch er saß bis 2022 für die FDP im Landtag. "Es ist jetzt wie bei einer Ehe, die geschieden wird. Da müssen nach der Trennung erst mal beide Seiten ihr Leben wieder in den Griff bekommen." Ein parteiübergreifender Rosenkrieg - diese Beschreibung fällt in diesen Tagen häufig. Für Grüne und SPD ist die FDP offenkundig Schuld am Koalitionsbruch.
Manche Mitglieder hätten sich "staatsmännisches Aushalten" gewünscht
Doch das wollen die Liberalen in Niedersachsen so nicht stehen lassen. "Zum Ende wurde auf beiden Seiten taktiert", ist ein Mitglied überzeugt. Einige Liberale - das wird auch klar - hätten sich gewünscht, dass Christian Lindner zumindest noch den Haushalt auf den Weg bringt. "Staatsmännisches Aushalten", nennen das einige in seiner Partei.
Wiedereintritte seit Ampel-Aus?
Zurück zum Kreisverband von Försterling: Dort stehe es derzeit eins zu eins, berichtet er. "Ein Austritt und ein Eintritt." Offizielle Zahlen zu den Mitgliedern der FDP Niedersachsen gibt es noch nicht. Die seien erst in vierzehn Tagen realistisch, heißt es auf Anfrage des NDR Niedersachsen. Doch es zeichne sich schon jetzt ein Bild: Seit dem Koalitionsbruch in Berlin treten offenbar auch viele ehemalige Mitglieder wieder ein. Nämlich die, die es in den vergangenen drei Jahren Ampel-Regierung in der Partei nicht ausgehalten haben. "Jetzt können sie den Kurs der FDP wieder mittragen", heißt es.
Legt sich jetzt Zerrissenheit in der FDP?
Auch FDP-Europapolitiker Jan-Christoph Oetjen berichtet von Zustimmung. "Natürlich gibt es auch Menschen, die unzufrieden mit der Entwicklung sind. Aber der überwiegende Teil verspürt jetzt wieder Aufbruchstimmung." Einige Mitglieder berichten von einer Zerrissenheit in der Partei, die sich jetzt wieder legen könnte.
Mitgliederzahl seit 2021 deutlich gesunken
Eines lässt sich ganz sicher sagen: Die Mitglieder-Zahl in der FDP hat seit Beginn der Ampel-Regierung gelitten. 2021 hatte die FDP in Niedersachsen noch rund 7.600 Mitglieder, ein Jahr später waren es 200 weniger. Im Moment sind es rund 6.500, aktuelle Ein- und Austritte noch nicht mitgerechnet. "Seit dem Austritt der FDP aus der Bundesregierung hat die FDP Niedersachsen mehrheitlich Zustimmung und Unterstützung erfahren", sagte eine Sprecher dem NDR Niedersachsen.
Kritik am Personen-Kult um Christian Lindner
Ein FDP-Politiker sieht auch ein Problem in dem Personen-Kult um Christian Lindner. "Für andere Köpfe ist es schwierig, neben ihm zu bestehen." Wenn Lindner falle, falle auch die FDP. Auch mit Blick auf den Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Konstantin Kuhle wird Kritik laut. "Er ist in Teilen zu links." Dieser Trend in der Partei sei mehr oder weniger vorbei. Die Wählerinnen und Wähler wünschten sich ein bürgerliches Profil, so zumindest die Überzeugung einzelner Mitglieder.