Müllsammelboote für saubere Meere
In den Weltmeeren schwimmen Millionen Tonnen Plastikmüll und jedes Jahr kommen schätzungsweise zwischen 4 und 13 Millionen Tonnen dazu. Umweltschutzorganisationen, wie zum Beispiel Pacific Garbage Screening haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Vermüllung der Ozeane zu stoppen. Unterstützung bekommen sie dabei von einem Unternehmen aus dem niedersächsischen Haren an der Ems. Die NDR Info Perspektiven haben sich vor Ort ein Bild gemacht.
Eigentlich baut die Firma Berky Mähgeräte, mit denen Böschungen und Uferränder von Pflanzen, Algen oder anderem Bewuchs befreit werden. Die Idee, die Mähboote des Unternehmens zum Sammeln von Plastikmüll einzusetzen, entstand auf einem Stipendiatentreffen in Aachen, erzählt Geschäftsführer Felix Knoll: "Ich hörte zufällig jemanden über meine Schulter sagen, er sei in einem Verein aktiv, der Müll aus den Ozeanen und Gewässern der Welt sammeln möchte. Da habe ich mich umgedreht und gesagt: Ich arbeite in einem Betrieb, der solche Maschinen baut."
Slowakei: viel Müll innerhalb kürzester Zeit geborgen
So kam es zu einer strategischen Partnerschaft zwischen Berky und Pacific Garbage Screening (PGS), erklärt Tilman Flohr, Vorstand der Organisation: "Wir haben sehr schnell einen ersten Kontakt aus der Slowakei erhalten, der gefragt hat, ob wir eine Möglichkeit hätten, vor Ort an mehreren Standorten Plastik aus dem Wasser zu bergen." Für Flohr war das eine spannende Gelegenheit, die Einsatzfähigkeit des Müllsammelbootes CollectiX zu überprüfen. Über eine Crowdfunding-Kampagne wurde der Einsatz im August 2020 dann finanziert: "Und es funktionierte wahnsinnig in der Slowakei. Wie viel Müll wir da rausgeholt haben in kürzester Zeit - das war der Wahnsinn", schwärmt Felix Knoll.
Zehn Flüsse schwemmen Großteil des Plastikmülls an
Ihm geht es - genau wie Tilman Flohr von PGS - um weitaus mehr, als mit einem Vorzeigeprojekt die Einsatzfähigkeit eines Müllsammelbootes zu beweisen: "Wenn wir vor Ort zeigen können, dass man den Müll rausholen kann, ihn recyceln kann, damit Geld verdienen kann und Arbeitsplätze schafft, dann haben wir eine Win-Win-Win-Situation für die Umwelt. Und für die Leute vor Ort und auch für uns Menschen hier in Deutschland, die diese Technik entwickeln und bereitstellen." Berky sucht nun weitere Möglichkeiten zum Müllsammeln, nicht nur in Europa. Denn Plastikmüll in Flüssen ist in anderen Teilen der Welt ein weitaus drängenderes Problem als hierzulande. So transportieren nur zehn Flusssysteme rund 90 Prozent des Plastiks, das jedes Jahr aus Flüssen ins Meer gelangt. Acht davon sind im asiatischen Raum.
Problembewusstsein bei Behörden schaffen
Die Herausforderung ist hier weniger die Finanzierung der Projekte, als überhaupt erst einmal ein Problembewusstsein zu schaffen, sagt Tilman Flohr: "In Zukunft soll es so gedacht sein, dass solche Einsätze, wie dieser Piloteinsatz, nicht durch Spender finanziert wird, sondern durch lokale Behörden. Aber wir gehen auch gezielt auf Unternehmen zu oder Unternehmen kommen zu uns. Wir sprechen mit ihnen, wie man gemeinsam Mehrwert generieren kann."
Bei Berky in Haren jedenfalls sieht man in der Umwelttechnik Made in Germany großes Potenzial und freut sich über weitere Gelegenheiten, die Müllsammelboote einzusetzen: "Wir wollen hunderte Tonnen, tausende Tonnen Müll aus dem Wasser herausholen. Das sind unsere nächsten Ziele."