Meyer Werft gerettet: Bund und Land sind jetzt Mit-Eigentümer
Die Meyer Werft gehört nun zu 80 Prozent dem Bund und dem Land Niedersachsen - das wurde am Montag auf einer Betriebsversammlung in Papenburg offiziell verkündet. Der Staatseinstieg soll nur vorübergehend sein.
"Die Vereinbarungen sind alle unterschrieben: Es gibt eine Zukunft für die Meyer Werft", sagte Betriebsratsvorsitzender Andreas Hensen. Damit sei nun klar, dass in Papenburg weitere Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. Von einem guten Tag für die Meyer Werft sprach auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). Bund und Land hätten alle Zusagen eingehalten. "Die Zukunft der Werft ist damit stabilisiert und jetzt gehen wir fest davon aus, dass wir auch eine positive weitere Entwicklung der Standorte erleben werden", sagte Lies.
Trotz Staatseinstiegs: Stellenabbau und Kurzarbeit bei Meyer Werft
Trotz des nun vollzogenen Staatseinstiegs bleibt es allerdings beim Stellenabbau: 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen bis Ende März gehen, bei 100 sollen die befristeten Verträge nicht verlängert werden, die übrigen sollen über Freiwilligenprogramme das Unternehmen verlassen. Gewerkschaft, Betriebsrat und Werft-Chefs verhandeln über einen Sozialplan. Lies sprach von einer "harten Sanierungsphase", vor der die Werft nun stehe. Darüber hinaus ist im kommenden und übernächsten Jahr Kurzarbeit geplant. Es werde voraussichtlich aber nur einen kleinen Teil der Belegschaft treffen, heißt es von der IG Metall. Nach Informationen von NDR Niedersachsen geht es um 100 bis 150 Mitarbeitende der technischen Büros.
Dauer der Staatsübernahme unklar
Außer der Teil-Übernahme der Meyer Werft für 400 Millionen Euro gewähren Bund und Land Bürgschaften von jeweils rund einer Milliarde Euro, um Kredite von Banken abzusichern. Wann Bund und Land wieder aussteigen, sei noch unklar, sagte Lies. CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner, der ebenfalls nach Papenburg kam, betonte aber, dass die Familie Meyer die Anteile so schnell wie möglich zurückkaufen solle. Er lobte die Zusammenarbeit von Regierung und Opposition sowohl im Land als auch auf Bundesebene bei der Rettung des Unternehmens. "Das war am Ende einer der Erfolgsfaktoren", so Lechner.
Standort Turku bleibt im Familien-Besitz
Vergangene Woche hatten sowohl der Haushaltsausschuss des Bundestags als auch der Haushaltsausschuss des Niedersächsischen Landtags grünes Licht für die Staatshilfen gegeben. Am Freitag waren laut Lies noch vertragliche Details verhandelt worden. Als letzte große Hürde für die Übernahme galt nach NDR Informationen der Umgang mit dem Standort Turku in Finnland, der mit den Meyer-Standorten in Rostock und Papenburg in einer europäischen Holding zusammengefasst werden sollte. Turku bleibt im Besitz der Familie Meyer, Rostock und Papenburg gehören zukünftig zu 80 Prozent dem Bund und Land Niedersachsen. Während die finnische Regierung die Sorge hatte, dass der Standort in Turku benachteiligt wird, befürchteten Bund und Land, dass Familie Meyer Aufträge nach Turku umleitet. Das konnte ausgeräumt werden.