Leidenschaft fürs Kochen: Für Hunde, Zootiere und Feinschmecker
Stundenlang in der Küche stehen: Für die einen ein Albtraum, für die anderen eine Leidenschaft. Köche aus den unterschiedlichsten Küchen in Niedersachsen erklären, worin ihre Freude liegt, für andere zu kochen.
Außerhalb seines Restaurants gibt es für den Niederländer Randy de Jong nach Feierabend oft nur schnelle Nudeln mit Pesto. Doch für seine Gäste im Sternerestaurant "Kesselhaus" in Osnabrück lässt er sich neue Kreationen einfallen. Er kocht mit Leidenschaft - auch wenn mal nur vier von 20 Plätzen besetzt sind. "Ich hole mir die Motivation aus jeder einzelnen Person. Ob es zwei oder 20 Menschen sind, ist egal. Wenn diese zwei einen richtig schönen Abend haben, dann bin ich genauso froh, wie wenn 20 einen schönen Abend haben", sagt de Jong. "Man kann nicht kochen, wenn man die Leute nicht gern hat", sagte der verstorbene französische Starkoch Joël Robuchon. Das gilt wohl auch für de Jong. Aber auch Karin Marx kocht aus Liebe - allerdings für ganz andere Kunden ...
Rezepte für verwöhnte Vierbeiner
Karin Marx ist Ernährungsberaterin für Hunde und gibt inzwischen auch Kochkurse - für Herrchen und Frauchen. In ihrem Kochstudio in Belm (Landkreis Osnabrück) bringt sie den Kursteilnehmenden neue Rezepte für gesunde und leckere Mahlzeiten für ihre Hunde bei. Sie ist selbst Hundebesitzerin und weiß, dass in den meisten Familien Hunde vollwertige Familienmitglieder sind. Vor allem in Zeiten, in denen es mehr Unverträglichkeiten bei Hunden gebe, merke sie, dass mehr und bewusster für die Hunde gekocht wird. Selber zu kochen sei dann eine gesunde Alternative zum Industriefutter. Eine ihrer Kursteilnehmerinnen füttert ihren Hund zu Hause mit dem Löffel, warum dann nicht auch für ihn vier Stunden in der Küche stehen? Denn so lange dauert der Kochkurs von Karin Marx.
Für Inhaftierte im Gefängnis kochen
In der Justizvollzugsanstalt Oldenburg werden jeden Tag etwa 1.000 Mahlzeiten zubereitet. Seit 20 Jahren leitet Holger Saberau die Küche in der JVA. Aus Liebe zu seinen Bekochten steht er eher nicht in der Küche - dafür aber aus Spaß. Beim Kochen unterstützen ihn Inhaftierte, die im Grunde genommen nicht freiwillig in seiner Küche stehen, sagt er. "Aber genau diese Leute zu motivieren, das macht mir Spaß."
"Knastmesser" in der Gefängsnisküche
Beim Kochen mit den Inhaftierten muss allerdings einiges beachtet werden, schließlich wird mit scharfen Messern gearbeitet. Die werden immer wieder durchgezählt und genau vom Küchenchef kontrolliert. Beim Essen nutzen die Häftlinge nur stumpfe Messer, die außerdem biegbar sind. "Das sind die sogenannten Knastmesser", sagt Saberau, denn diese können nicht als Stichwaffe benutzt werden. In der JVA Küche hat Saberau etwa vier Euro pro Tag und Inhaftierten zur Verfügung. Das ist nicht wirklich viel Geld, wenn über das Inhaftiertsein hinaus nicht auch noch das Essen eine Strafe sein soll. Zum Vergleich: Der Hundekochkurs von Karin Marx kostet 52 Euro pro Herrchen.
Schnippeln für die Zooküche
Im Zoo von Osnabrück soll sich jedes Tier so ernähren können, wie es sich in seiner natürlichen Umgebung ernähren würde. Im Vogelrevier nimmt sich Kirsten Bischoff der Aufgabe hingebungsvoll an. Sie ist die Leiterin des Vogelreviers und schnippelt mit ihrem Team jeden Tag eine halbe Wanne Obst und Gemüse. Je kleiner die Vögel, desto kleiner muss das Essen geschnippelt werden, damit sie alles gut schlucken können. Die Pinguine füttert sie selber und hat zu ihnen schon eine starke Beziehung aufgebaut. Ob Luisa, Jimmy oder Thea: Sie kann alle Pinguine gut auseinanderhalten - anhand der Schnabelform und -größe.
Tiere im Zoo müssen Essen auch suchen
Die Tiere im Zoo kulinarisch zu versorgen, bedeutet aber nicht nur füttern und Obst und Gemüse schneiden. Für manche Tiere ist zu essen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern zugleich Beschäftigung. Viele verbringen den ganzen Tag damit, Futter zu suchen. Wird es ihnen einfach präsentiert, langweilen sie sich, sagt Benjamin Müller, Revierleiter und Tierpfleger. Deswegen wird für einige Tiere das Essen versteckt oder so verpackt, dass sie den Tag über möglichst beschäftigt sind.