Gefängnis in Braunschweig schließt - 44 Häftlinge müssen umziehen
Nach 140 Jahren schließt die JVA Rennelberg in Braunschweig für immer. 44 Untersuchungshäftlinge müssen deshalb umziehen und werden künftig in Wolfenbüttel untergebracht.
Es ist ein Gefängnis, wie man es noch aus Filmen kennt. Die Gänge sind schmal. Massive Holztüren mit schweren Riegeln reihen sich aneinander. Die Zellen sind dunkel, die vergitterten Fenster so hoch, dass man fast nicht herausschauen kann. Unter den Decken auf den Fluren hängen nachgerüstete Spülkästen. Von dort aus schlängeln sich dicke Rohre an der Decke entlang. Das Gefängnis in Braunschweig ist in die Jahre gekommen.
Häftlinge packen selbst ihre Umzugskisten
Vollzugsmitarbeiterin Alina Grund geht von Zelle zu Zelle. Manche Gefangene schlafen noch, andere stehen in Unterhose in ihrer Zelle, schauen Fernsehen oder hören laut Musik. Und wieder andere haben noch gar nichts gepackt. Dabei sollen sie alles, was ihnen gehört, in grauen Plastikboxen verstauen, die anschließend durchleuchtet werden. "Die Gefangenen packen alles aus ihrer Zelle wie Hygieneartikel und Bettzeug zusammen", sagt Grund. "Also so, wie wenn man ganz normal umzieht, nur die Matratze bleibt hier."
Häftlinge sind in Untersuchungshaft
Manche Häftlinge sind schon seit sechs Monaten hier, andere erst seit gestern. Den Männern wird Unterschiedliches vorgeworfen. Mal geht es um Diebstahl, mal um Raub, bei manchen um Mordverdacht. "Man weiß natürlich nie, wie die Gefangenen in einer solchen Ausnahmesituation reagieren", sagt Grund, während sie schon die nächste Zellentür öffnet. "Da tickt jeder anders." Doch heute bleibt es weitgehend ruhig.
44 Untersuchungshäftlinge ziehen um
Jeder Gefangene bringt seine gepackte Box selbst ins Erdgeschoss der JVA. Anschließend wird diese durchleuchtet. Das ist der Job von Maic Ehlert. Wie am Flughafen steht er vor einem Röntgengerät und wartet bis sein Kollege eine Box nach der anderen auf das Band stellt. Auf seinem Bildschirm sieht er die Gegenstände in den Boxen. "Alles, was hier auf dem Bildschirm grün-blau erscheint, ist aus Metall", sagt er. "Wir schauen vor allem nach Handys." Die Boxen werden anschließend verplombt und mit einem LKW in die JVA nach Wolfenbüttel gebracht.
Transport im umgebauten Reisebus
Auch die Gefangenen werden genau durchsucht. Erst danach geht es für sie in den Gefängnisbus. "Die Zellen im Bus sind vandalismussicher", erklärt Christian Menzel. Er ist Sicherheitsleiter in der JVA Wolfenbüttel. "Die Hartschalensitze sind fest montiert und können nicht herausgerissen werden." Die schmale Fensterscheibe ist aus Panzerglas. "Man muss halt immer damit rechnen, dass ein Gefangener maximal unzufrieden ist und viele haben eben nicht gelernt, ihre Probleme auszudiskutieren, sondern lassen ihre Wut an Gegenständen aus", erklärt Menzel. Jeweils 22 Gefangene werden pro Tour nach Wolfenbüttel gebracht.
Gefängnis wurde 1884 gebaut
Einst waren hier im Herzen Braunschweigs 155 Häftlinge untergebracht. Heute, am letzten Tag, sind es nur noch 44 Untersuchungshäftlinge. Die Justizbedienstete Grund hat in der JVA in Braunschweig gelernt. Für sie habe das Gefängnis einfach Charme. "Jede Holztür muss hier anders geöffnet werden, mal muss man ziehen, mal schieben, die Türen sind alle verzogen." Aber genau das mache das Gefängnis hier aus. Zusammen mit ihren 40 Kolleginnen und Kollegen wird sie künftig in der JVA in Wolfenbüttel arbeiten.
Zukunft des Gebäudes mitten in Braunschweig ungewiss
Ungewiss ist jetzt nur noch die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes in bester Innenstadtlage. "Besenrein" soll es schon in wenigen Monaten an das Land Niedersachsen zurückgegeben werden. Doch die Nachnutzung des besonderen Gebäudes dürfte nicht ganz einfach werden.