Kosten für Platz in Pflegeheim in Niedersachsen steigen
Pflege wird immer teurer. Der Eigenanteil für einen Pflegeplatz in Niedersachsen lag zum 1. Januar durchschnittlich bei 2.273 Euro im Monat. 80 Euro mehr als 2022. Der Preis gilt für das erste Jahr des Aufenthalts.
Erhoben wurden die Daten vom Verband der Ersatzkassen (VDEK). Der Grund für den gestiegenen Preis: höhere Lohnkosten und die Inflation. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist der monatliche Anteil damit um 769 Euro gestiegen - also um 51 Prozent.
So setzen sich die Kosten zusammen
Mit dem Eigenanteil wird die reine Pflege und Betreuung abgedeckt. Denn die Pflegeversicherung übernimmt nur einen Teil der Ausgaben. Außerdem müssen Investitionskosten, Unterkunft und Verpflegung bezahlt werden. Die Kostensteigerung soll durch weitere Zuschüsse von der Pflegeversicherung gedämpft werden. Seit diesem Jahr gibt es für Bewohner im ersten Jahr einen Zuschuss von 15 Prozent. Vorher lag dieser bei fünf Prozent. Der Zuschuss steigt je nach Länge des Heimaufenthalts: Im zweiten Jahr gibt es 30 und im dritten Jahr 50 Prozent. Ab dem vierten Jahr sind es 75 Prozent.
VDEK fordert Finanzierungsreform
Doch das reicht nicht aus, ist Hanno Kummer, Leiter des VDEK in Niedersachsen, überzeugt: "Selbst die höheren Zuschüsse können eine stärkere finanzielle Belastung der Pflegeheimbewohner nicht verhindern." Kummer fordert zur Entlastung der Bewohnerinnen und Bewohner eine grundlegende Reform auf Bundesebene. Auch deshalb, weil die Durchschnittsrente deutlich unter dem Eigenanteil liegt. Laut der Deutschen Rentenversicherung bekommen Menschen in Niedersachsen durchschnittlich 1.551 Euro Rente im Monat.
"Land muss Investitionskosten übernehmen"
Kummer sieht auch das Land in der Pflicht: "Niedersachsen sollte die Investitionskosten übernehmen, so wie auch für die Krankenhäuser." Konkret geht es dabei um Instandhaltungskosten der Gebäude und für die Ausstattung. Heimbewohnerinnen und Heimbewohner in Niedersachsen zahlen dafür durchschnittlich 512 Euro im Monat.
SoVD: Immer mehr Menschen auf Sozialhilfe angewiesen
Auch der Sozialverband Niedersachsen (SoVD) fordert, dass das Land die Kosten übernimmt. Tue es das nicht, würden Pflegebedürftige und ihre Angehörigen im Regen stehen gelassen, sagte eine Sprecherin dem NDR Niedersachsen. Immer weniger Menschen könnten sich noch einen Heimplatz leisten. Die Beratung des Sozialverbandes zeige, dass immer mehr Menschen im Alter Sozialhilfe beantragen müssen. "Die Politik muss dringend eingreifen und mehr Engagement an den Tag legen."
Sozialministerium: Gute Pflege darf kein Luxusgut werden
Das niedersächsische Sozialministerium sieht den Bund in der Pflicht: Dieser müsse die Pflegekosten deckeln, sagte ein Ministeriumssprecher dem NDR Niedersachsen. Die bisherigen Maßnahmen seien zwar richtig, aber offenkundig nicht ausreichend. "Gute Pflege muss allen Menschen zugänglich sein und darf nicht zum Luxusgut werden." Niedersachsen fördert die Pflege nach Angaben des Sozialministeriums mit 70 Millionen Euro jährlich. Der Schwerpunkt liegt dabei jedoch im ambulanten Bereich, um die häusliche Pflege zu stärken. "Hier werden die meisten Menschen gepflegt und es geht auch darum, pflegende Angehörige zu entlasten", so der Sprecher.