In der Klimakrise: Privatjet-Flüge bei VW werfen Fragen auf
Volkswagen beteuert, seine CO2-Emissionen reduzieren zu wollen. Tatsächlich sind die Privatjet-Flüge des Konzerns aber von 2.650 im Jahr 2021 auf 2.800 im vergangenen Jahr gestiegen.
Das haben Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung ergeben. Der Kerosinverbrauch aller VW-Jets zusammen ist demnach von 2021 auf 2022 um etwa eine Million Liter auf mehr als acht Millionen gestiegen. Der Großteil der Flüge sind nach VW-Angaben Geschäftsflüge von Mitarbeitenden. Parallel dazu bietet der Konzern seine acht Jets für 2.000 bis 15.000 Euro pro Flugstunde auch als Charter an. Sechs der Maschinen sind seit 2017 in Braunschweig registriert, beim Volkswagen AirService, zwei in Salzburg beim Porsche Air Service.
Flüge nach Mallorca und Nizza
Aus Sicht von VW sei die Flotte nötig, weil nicht alle der weltweit 118 VW-Standorte in der Nähe eines großen internationalen Flughafens lägen. Etwa drei Viertel der etwa 2.800 Flüge im vergangenen Jahr hatten laut VW einen geschäftlichen Zweck, der Rest falle unter das Charter-Geschäft. Darunter seien auch die Flüge, die Mallorca, Nizza, die Bahamas oder die Malediven zu Ziel gehabt haben.
Volkswagen zahlt keine Energiesteuer
Volkswagen begründet das Charter-Angebot damit, dass die Flugzeuge besser ausgelastet und Leerflüge vermieden werden könnten. Doch wie die Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung zeigen, hat das Charter-Modell weitere Vorteile: VW muss im Gegensatz zu anderen Firmen, die ihre Flugzeuge nur selbst nutzen, keine Energiesteuer zahlen. Gewerbliche Anbieter von Passagierflügen sind im Unterschied zu privaten Betreibern davon befreit. Dem Staat entgeht dadurch jedes Jahr ein Millionenbetrag. Der Konzern selbst sieht in der Konstruktion mit dem Volkswagen AirService kein Problem und weist auf "zahlreiche" andere Großunternehmen hin, die ihren Flugdienst ebenfalls ausgegliedert hätten.
Kritik von Greenpeace
Lena Donat, Verkehrsexpertin von Greenpeace, kritisiert die Zunahme an Privatflügen bei Volkswagen deutlich. "Der Privatjet ist einfach nicht mehr zeitgemäß", sagte Donat auf Nachfrage dem NDR in Niedersachsen. Für längere Reise gebe es Linienflüge, der Rest ließe sich gut mit der Bahn erreichen, so Donat. Auch Videokonferenzen seien ein adäquates Mittel, um Reisen in Privatjets zu vermeiden.