Ein Kellner räumt einen Tisch in einem Restaurant ab. © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Gollnow

Gastgewerbe: 23.000 Minijobber weniger als vor Corona

Stand: 25.08.2022 14:45 Uhr

In den Corona-Jahren haben Beschäftigte im Tourismus, der Hotellerie und Gastronomie häufiger als sonst die Branche verlassen. Vor allem Minijobber fehlen.

Dies belegen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach sank die Zahl der Minijobberinnen und Minijobber in Niedersachsen im vergangenen Jahr im Gastgewerbe um 23.000 - verglichen mit 2019. Auch sozialversicherungspflichtig Beschäftigte verließen bei einem Jobwechsel häufiger als sonst die Branche: Vergangenes Jahr waren es knapp 57 Prozent. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 46 Prozent, wie die Behörde mit Blick auf Niedersachsen mitteilte. Am häufigsten wechselten Angestellte aus Tourismus, Hotellerie oder Gastronomie demnach in den Verkauf, die Lebensmittelproduktion oder in die Unternehmensorganisation.

Arbeitsagentur: Beschäftigte im Gastgewerbe wechselten schon immer häufig die Branche

Zahlreiche zusammengeklappte Stühle stehen vor einem Restaurant. © Moritz Frankenberg/dpa Foto: Moritz Frankenberg
Lockdown, Kurzarbeit, Entlassungen: Im Gastgewerbe waren die Umstände während der Pandemie besonders widrig. (Archivbild)

Bemerkenswert: Die Arbeitsagentur wertet dies nicht als Abwanderung. Immerhin habe sich auch während der Pandemie noch fast die Hälfte einen neuen Job im Gastgewerbe gesucht. "Ja, die Beschäftigten fehlen, aber sie sind auch während der Pandemie-Hochzeit in Kurzarbeit geschickt oder entlassen worden und mussten sich umorientieren - da man gegebenenfalls mit Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld aus dem Gastgewerbe nicht über einen längeren Zeitraum auskommt", sagte die Sprecherin der Arbeitsagentur Niedersachsen, Marianne Perrin dem NDR. "Andere Angebote aus dem Gastgewerbe waren während dieser Hochzeit schwer zu finden." Individuelle Beweggründe könne man natürlich nur durch Befragungen erfahren.

Aber, so fügte Perrin an: Beschäftigte aus dem Gastgewerbe hätten schon immer eine höhere Tendenz gehabt, in andere Branchen zu wechseln. Im Gesundheitssektor etwa liege die Quote der Wechsler in Niedersachsen konstant bei "weit unter 20 Prozent".

Unternehmer: Finden nicht mal mehr Hilfskräfte

Unternehmensvertreter bewerten die Lage aktuell als kritisch: "Mittlerweile merken wir, dass es ein kompletter Arbeitskräftemangel ist - dass man selbst für Hilfstätigkeiten keine Personen mehr findet", sagte Benedikt Hüppe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, noch Ende Juli. Das betreffe ganz besonders die Gastronomie. "Klar ist, dass es schwer sein wird, das Ruder wieder herumzureißen", sagte die Arbeitsagentur-Sprecherin Perrin. "Nie waren in Niedersachsen so viele Stellenangebote gemeldet wie zum letzten Statistik-Stichtag der Bundesagentur für Arbeit. Wer hier einmal verlorenes Personal zurückgewinnen will, hat es schwer."

Deutlich weniger Ausbildungsplätze

In der Corona-Pandemie wurden laut Arbeitsagentur zudem weniger Ausbildungsplätze im Gastgewerbe angeboten: Vergangenes Jahr waren es knapp 800 Plätze weniger als 2019. Rainer Balke, Landes-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sagte, es habe eine sichtbare Erholung gegeben, dennoch sei man weiterhin weit entfernt vom Beschäftigungsniveau vor der Pandemie. Dies betreffe beispielsweise besonders die Tagungswirtschaft.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.05.2022 | 09:00 Uhr

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