Gasbohrung vor Borkum: Hat Ministerium Gutachten verschwiegen?

Stand: 29.04.2023 00:00 Uhr

Hat das niedersächsische Umweltministerium Gutachten über artenreiche Steinriffe nahe der geplanten Gasbohrung vor Borkum unter Verschluss gehalten? So lautet ein Vorwurf von Greenpeace.

von Jan-Christoph Scholz

Die Umweltorganisation will im Rahmen einer Anfrage herausgefunden haben, dass der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bereits seit zwei Jahren von schützenswerten Riffstrukturen vor der Nordseeinsel nahe der geplanten Gasbohrungen wusste.

Greenpeace: Gutachten sind höchst relevant

Ein Krebs im Wasser vor Borkum. © Uli Kunz / Submaris / Greenpeace Foto: Uli Kunz
Taucher von Greenpeace haben nahe der Bohrstelle Steinriffe entdeckt, in denen unter anderem Hummer und Taschenkrebse leben.

Die entscheidenden Unterlagen seien aber nicht in die weitere Planung für die Gasbohrstelle eingeflossen. "Dieses Gutachten ist höchst relevant, um die möglichen Umweltschäden durch die Gasbohrungen zu bewerten", sagt Anike Peters, Energieexpertin von Greenpeace.

Landesregierung weist Vorwurf zurück

Die Landesregierung weist die Vorwürfe von Greenpeace entschlossen zurück. "Es gibt keine Verheimlichung. Der Vorwurf ist falsch. Wir setzten uns für volle Transparenz ein", sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne) dem NDR in Niedersachsen. Für die Landesregierung spiele der Naturschutz eine zentrale Rolle. Meyer unterstrich, sein Ministerium habe im Genehmigungsverfahren auf die Erkenntnisse aus den Gutachten hingewiesen. Er betonte auch, dass die entsprechenden Gespräche noch laufen.

VIDEO: Niederländisches Gericht untersagt Gasbohrung vor Borkum (25.04.2023) (1 Min)

Stadt Borkum und Deutsche Umwelthilfe klagten gegen Vorhaben

Das niederländische Öl- und Gasunternehmen One-Dyas hatte von der Regierung in Den Haag eine Lizenz erhalten, um vor Borkum nach Erdgas zu bohren. Zur Vorbereitung wollte der Konzern im Mai eine Bohrplattform in niederländischen Gewässern errichten. Dagegen haben die Stadt Borkum und die Deutsche Umwelthilfe (DHU) geklagt. Das Gericht entschied: One-Dyas darf nicht mit den Vorarbeiten für die Plattform beginnen, bevor die Klage gegen die Genehmigung entschieden ist. Die Deutsche Umwelthilfe hatte bereits vor Gericht damit argumentiert, dass die Bohrplattform ein geschütztes Riff zerstöre.

Greenpeace fordert Stopp von möglichen Bohrungen

Laut Greenpeace belegen dies Aufnahmen von Forschungstauchern. Diese haben im Auftrag der Umweltorganisation nahe der vorgesehenen Bohrstelle und der geplanten Kabeltrasse artenreiche Steinstrukturen dokumentiert. Man habe dort Seenelken, Schwämme, Weichkorallen und Seemoos gefunden. Greenpeace fordert darum: Die Landesregierung müsse die geplanten Bohrungen sofort stoppen.

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Ein Plakat gegen die geplante Erdgasförderung. Ein Konsortium um das niederländische Unternehmen One-Dyas plant von Ende 2024 an Erdgas vor der ostfriesischen Insel zu fördern. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Gericht stoppt Gasbohrung vor Borkum - vorerst

Die Insel hatte zusammen mit Umweltverbänden vor einem Gericht in den Niederlanden gegen den Aufbau einer Bohrplattform geklagt. (25.04.2023) mehr

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Hallo Niedersachsen | 29.04.2023 | 19:30 Uhr

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