Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg: Knapp 100 Hinweise sind eingegangen

Stand: 18.09.2024 12:22 Uhr

Knapp 100 Hinweise auf den Ex-RAF-Terroristen Burkhard Garweg sind nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" bei den Ermittlern in Niedersachsen eingegangen. Eine heiße Spur war bislang nicht dabei.

Die Hinweise werden nun überprüft, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden dem NDR Niedersachsen sagte. Das LKA Niedersachsen hatte in der vergangenen Woche ein Video des Ex-Mitglieds der früheren Roten Armee Fraktion (RAF) veröffentlicht. Darin lächelt ein Mann, bei dem es sich um Burkhard Garweg handeln soll, in die Kamera und wünscht einer "Karin" oder "Carin" viel "Erfolg für ihre Prüfung". Das Video soll ihn im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Fahrzeugen und Wohnwagen zeigen. Aus dem Bewegtbild werde die Mimik und Gestik sowie die Aussprache des mutmaßlichen Terroristen deutlich, teilten die Ermittlungsbehörden dazu mit. Neben zahlreichen anderen Medien hatte am Mittwoch auch die ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY… Ungelöst" über die ausgeweitete Fahndung und das Video berichtet und Zeugen gebeten, sich zu melden.

Garweg auf Fotos in Hildesheim zu sehen

Nach eigenen Angaben werten die Behörden weiterhin "eine Vielzahl von Beweismitteln" aus - unter anderem 17 Terabyte Daten. Das entspräche ausgedruckt bis zu 86.000.000.000 DIN-A4-Seiten, heißt es. Unter den digitalen Spuren seien auch Fotos, die Burkhard Garweg in einer Wohnung in Hildesheim im Jahr 2016 zeigen sollen. In Hildesheim soll Garweg zusammen mit den mutmaßlichen Ex-Terroristen der RAF Daniela Klette und Ernst-Volker Staub vor acht Jahren einen Supermarkt überfallen haben.

Daniela Klette mit gefälschten Ausweisen unterwegs?

Das Bild soll den mutmaßlichen Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg zeigen (Spiegelung in einer Scheibe). © Landeskriminalamt Niedersachsen/Staatsanwaltschaft Verden
Auf dem Bild aus Hildesheim spiegelt sich Garweg in einer Scheibe, so das LKA.

Das LKA veröffentlichte auch gefälschte Ausweisdokumente, die mutmaßlich für die Anmietung von Wohnungen in Tatort-Nähe genutzt wurden. Es bestehe der Verdacht, dass Klette sich bei einer Tat in Stuhr (Landkreis Diepholz) 2015 als "Sarah" und bei der Tat in Hildesheim 2016 als "Lucia" ausgegeben habe, hieß es. Nun werden die möglichen damaligen Vermieter gesucht. 

Polizei geht von "zahlreichen Verhältnissen" Garwegs aus

Die Fahnderinnen und Fahnder gehen davon aus, dass sich Garweg nach wie vor in Deutschland aufhält. Er verfüge vermutlich über einen erheblichen Unterstützerkreis in der linken Szene, heißt es in der Mitteilung von Mittwoch. Die Ermittlungsbehörden vermuten, er könnte "zahlreiche Verhältnisse zu Frauen gehabt haben". Sie bitten daher die Frauen, die eine Beziehung zu dem heute 56-Jährigen hatten, sich mit dem LKA Niedersachsen in Verbindung zu setzen.

Neuer Vorwurf: Erpresserischer Menschenraub

Wie Staatsanwaltschaft und LKA weiter mitteilten, gibt es nach aktuellen Erkenntnissen "hinreichenden Verdacht", dass das Trio für weitere Taten in Betracht kommt. Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft derzeit von 13 versuchten und vollendeten schweren Raubdelikten aus, die den mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen zugerechnet werden. Nun werde ihnen auch erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. Gemeinsam sollen Klette, Staub und Garweg in Elmshorn und in Osnabrück die Kassenbüros von Einkaufsmärkten überfallen haben. Den Mitarbeitern hätten sie mit Pistole und Elektroschocker gedroht, um an Geld zu gelangen. Staub und Garweg sollen auch in Löhne-Ulenburg einen Einkaufsmarkt überfallen haben. Der Haftbefehl ist laut Staatsanwaltschaft Verden entsprechend erweitert worden. Auch in Leverkusen, Celle und Stade sollen die Beschuldigten Kassenbüros von Einkaufsmärkten überfallen haben. Der Gesamtschaden belaufe sich auf mehr als 2,7 Millionen Euro, heißt es in der Mitteilung.

Belohnung für Hinweise ausgesetzt

Seit 2015 ermitteln die beiden Behörden gegen das mutmaßliche Ex-RAF-Trio wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes. Das Trio steht im Verdacht, von 1999 bis 2016 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Raubüberfälle begangen zu haben, um das Leben im Untergrund zu finanzieren. Die drei sollen der sogenannten dritten Generation der RAF angehört haben. Nachdem Daniela Klette im Februar festgenommen wurde, suchen die Ermittler intensiv nach Staub und Garweg.

Hinweise nehmen den Angaben zufolge das LKA unter Telefon (0511) 9873 74 00 und jede Polizeidienststelle entgegen. Auch ein anonymes Hinweisportal ist weiterhin erreichbar. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Beschuldigten führen, ist laut Staatsanwaltschaft und LKA eine Belohnung in Höhe von insgesamt mindestens 150.000 Euro ausgesetzt worden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 12.09.2024 | 09:00 Uhr

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