Eigenes Haus? Verkaufszahlen in Niedersachsen brechen ein
Steigende Bauzinsen, explodierende Materialkosten und hohe Energiepreise: Die Folgen des Kriegs in der Ukraine treffen den Immobilienmarkt in Niedersachsen mit voller Wucht.
Der Boom ist vorbei: Private Bauherren schaffen es oft nicht mehr, ein Haus zu finanzieren. Denn zu den hohen Zinsen kommen steigende Energie- und Spritkosten und auch teure Lebensmittel. Die monatliche Kreditrate ist in der Folge nicht zu stemmen. Und auch Großinvestoren sind zurückhaltend, weil sich Bauprojekte nicht mehr rechnen. Die Bau- und Materialkosten sind so hoch, dass sie über spätere Mieteinnahmen nur schwer wieder reinzuholen sind.
Verkauf von Immobilien: Tiefster Stand seit zwölf Jahren
Die Krise auf dem Immobilienmarkt zeigt sich nun auch im neuen Immobilienmarktbericht, den Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) vorgestellt hat. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist die Zahl der verkauften Häuser, Grundstücke und Wohnungen in Niedersachsen wieder deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr wechselten 97.500 Immobilien ihre Besitzer - das ist die niedrigste Zahl seit zwölf Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Minus mehr als 13 Prozent.
Einbruch bei Baugrundstücken
Besonders drastisch sind die Rückgänge bei Baugrundstücken: Im vergangenen Jahr sank die Zahl der verkauften Bauplätze für Einfamilienhäuser landesweit im Schnitt um 26 Prozent. Besonders betroffen: die Wesermarsch, dort brach der Absatz von Baugrundstücken um 84 Prozent ein. Auch in den Landkreisen Goslar (-71 Prozent), Verden (-60 Prozent) Oldenburg (-51 Prozent), Heidekreis (-48 Prozent) und Lüneburg (-40 Prozent) sind die Rückgänge deutlich. In nur drei von 45 Kreisen und Städten wurden mehr Grundstücke verkauft als im Vorjahr: in Aurich (+3 Prozent), Holzminden (+6 Prozent) und Gifhorn (+12 Prozent).
Preise für Immobilien bleiben hoch - oder steigen sogar noch
Auch wenn weniger Immobilien verkauft werden - bei den Preisen geht die Kurve noch nicht nach unten. Häuser und Grundstücke bleiben auch in der Krise teuer. Der Durchschnittspreis für ein Ein- oder Zweifamilienhaus in Niedersachsen liegt bei 300.000 Euro, das ist etwas mehr als im Vorjahr. Am teuersten sind Häuser mit durchschnittlich 572.000 Euro in Hannover, am günstigsten mit rund 160.000 Euro im Landkreis Holzminden. Auch in den Landkreisen Northeim (184.000 Euro) und Lüchow-Dannenberg (190.000 Euro) sind freistehende Häuser relativ preiswert zu haben.
Bauland: Hier sind Grundstücke noch günstig
Auch die Preise für Baugrundstücke gehen deutlich auseinander. Am günstigsten waren Bauplätze im vergangenen Jahr in Gartow im Wendland mit 14 Euro pro Quadratmeter. Heißt: Ein 700 Quadratmeter großes Grundstück bekommen Häuslebauer dort für unter 10.000 Euro. In Hannover kostet ein Quadratmeter 626 Euro, in Oldenburg 457 Euro.