Corona: Kurzarbeit in Niedersachsen kostet vier Milliarden Euro
Während des Corona-Lockdowns konnten Unternehmen leichter Kurzarbeit anmelden. Die Regelung endet nun. Die Kurzarbeit hat in Niedersachsen Milliarden Euro gekostet - und Hunderttausende Jobs gerettet.
Als die Corona-Pandemie über die Betriebe hereinbrach, war die Kurzarbeit der Rettungsring. Bänder standen still, Hotels durften keine Gäste mehr empfangen, Geschäfte blieben zu. Aber anstatt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen, setzten die Betriebe auf Kurzarbeit. Sonja Kazma, Sprecherin der Arbeitsagentur in Niedersachsen, bezeichnet das Instrument als "enorme Hilfe" für die Wirtschaft. "Das Kurzarbeitergeld ist ein ganz effektives Instrument, um Arbeitsplätze zu erhalten, wenn die Arbeit wegbricht", sagt Kazma. Vorteil: In Zeiten des Fachkräftemangels halten die Unternehmen ihr Personal - nach der Krise geht es mit dem eingespielten Personal weiter.
Fast jeder fünfte Beschäftigte war in Kurzarbeit
Die Bundesagentur hat allein in Niedersachsen seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als vier Milliarden Euro ausgezahlt. Die Agentur ist bei den Personalkosten eingesprungen, um das Corona-Tal zu überbrücken. In der Hochphase der Pandemie war fast jeder fünfte Beschäftigte in Niedersachsen in Kurzarbeit. Vor allem in der Auto- und Zuliefererindustrie, in der Gastronomie und der Hotelbranche, aber auch im Einzelhandel waren zu Spitzenzeiten Hunderttausende Menschen betroffen. In Corona-Zeiten konnten Firmen schon Kurzarbeit anmelden, wenn bei verhältnismäßig wenig Beschäftigen die Arbeit wegbrach - jetzt müssen wieder mindestens 30 Prozent der Belegschaft betroffen sein. Und: Firmen müssen erst wieder negative Arbeitszeitsalden aufbauen, bevor das Kurzarbeitergeld gezahlt werden kann. Das heißt, dass Betriebe erst mal mit Minusstunden arbeiten müssen.
Baukosten-Explosion bereitet jetzt Sorgen
Im Moment sind in Niedersachsen rund 14.500 Menschen in Kurzarbeit - das sind ähnlich viele wie vor der Pandemie. Aber es droht die nächste Krise: Die Bundesagentur für Arbeit nimmt zurzeit ein wachsendes Interesse an Kurzarbeit aus der Baubranche wahr. Hintergrund sind die gestiegenen Zinsen: Bauen ist so teuer geworden, dass viele Vorhaben gestrichen wurden oder auf Eis liegen. Diesen Trend bestätigt das Münchener Ifo-Institut. Auch die Bundesvereinigung Bauwirtschaft verweist auf den Zinsanstieg. "Aufträge werden storniert", sagt Verbandschef Marcus Nachbauer. "Die Aufträge vom Vorjahr sind weitgehend abgearbeitet. Jetzt drohen Kurzarbeit und Beschäftigungsabbau."