Chinesen sollen gegen Fachkräftemangel in Niedersachsen helfen
Auf der China-Reise von Niedersachsens Ministerpräsident Weil ist die Idee einer neuen Arbeitskräfte-Initiative entstanden. Die Industrie- und Handelskammer Hannover will schnell mit Gesprächen über das Programm beginnen.
"Wir können uns vorstellen, so ein Projekt mit China zu machen", sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover, am Ende der Reise. "Unsere Unternehmen sind sehr stark daran interessiert, sich einzubringen." Die jungen Chinesen könnten beispielsweise in Hotels und Gaststätten arbeiten oder auch bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen helfen.
Viele junge Chinesen sind ohne Perspektive
Hintergrund ist, dass die Wirtschaft in China in vielen Branchen schwächelt. Viele junge Menschen haben keine Perspektive oder arbeiten ohne Ausbildung in schlecht bezahlten Helferjobs. Davon konnten sich die IHK-Spitze und zahlreiche Unternehmer bei der Delegationsreise in China überzeugen. So entstand der Plan, Chinesen für den niedersächsischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Helfen könnten dabei das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz und die neue "Chancenkarte", so Bielfeldt.
Interessierte in China auf Deutschland vorbereiten
Schon in der kommenden Woche will die IHK Hannover ausloten, wie junge Chinesen nach Deutschland geholt werden könnten. Die Idee: Interessierte lernen in China Deutsch und werden in der Heimat mehrere Monate auf ihren Aufenthalt in Deutschland vorbereitet. Diese Kurse könnte die Auslandshandelskammer in Shanghai übernehmen und organisieren. "Wichtig ist, dass man verlässliche Partner auf beiden Seiten hat", sagte IHK-Chefin Bielfeldt. "Das ist bei uns mit der Auslandshandelskammer gegeben."
Grundkenntnisse in Deutsch sind entscheidend
Politik, Unternehmen und Berufsverbände in Niedersachsen haben bereits Erfahrungen in dem Feld. So sind in den vergangenen Jahren Hunderte junge Spanier nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Zuletzt war ein Programm für Arbeitskräfte aus Kolumbien dazugekommen. Entscheidend ist laut Bielfeldt, dass die jungen Menschen vor ihrer Abreise Grundkenntnisse in Deutsch haben. "Wir haben die Erfahrung gemacht: Ohne Deutsch funktioniert es nicht."
Chinesen für Niedersachsen - wer macht mit?
Die IHK will nun prüfen, wer bei dem Projekt dabei sein könnte. Es müssten geeignete Betriebe und andere Partner gefunden werden. Die Chinesen brauchen jemanden, der sie in Deutschland an die Hand nimmt - auch abseits der Arbeit, etwa bei der Wohnungssuche oder wenn sie krank werden. Bei vorangegangenen Programmen war zum Beispiel die Caritas an Bord; auch große Unternehmen wie Continental oder Vonovia beteiligten sich.
Weil: "In schwierigen Zeiten im Gespräch bleiben"
Unterdessen zog Ministerpräsident Stephan eine positive Bilanz der China-Reise, zu der er von der 60-köpfigen Delegation begleitet wurde. Zwar sei der Erfolg für die Wirtschaft noch nicht in Zahlen messbar, so Weil. Politisch habe sich der Besuch aber gelohnt. Angesichts der unsicheren Weltlage, die von Handelskonflikten und Krisen geprägt ist, sei es wichtig, Vertrauen aufzubauen und im Gespräch zu bleiben. "Gerade in solchen Zeiten muss man eben viel miteinander reden", so Weil. "In den leichten Zeiten miteinander zu reden, das ist einfach."