Beschluss zum Wolf: Ein Erfolg, aber nur der erste Schritt

Stand: 01.12.2023 19:43 Uhr

In Regionen mit vielen Nutztierrissen dürfen Wölfe künftig unter besonderen Voraussetzungen abgeschossen werden. Helmut Eickhoff findet das gut. Im konkreten Fall sollte pragmatisch gehandelt werden.

von Helmut Eickhoff

Helmut Eickhoff, Redaktion Landespolitik, im Hintergrund das Bild eines Wolfes © NDR
Die Beschlüsse müssen nun konsequent umgesetzt werden, findet Helmut Eickhoff.

Nun soll es also wirklich passieren. Wölfe, die Schafe und Rinder reißen, sollen schneller geschossen werden. Für mich ist das ein Erfolg, aber gleichzeitig auch nur der erste Schritt. Es kommt jetzt darauf an, dass bald etwas passiert. Es darf nicht bei Worten, Erlassen und Absichtsbekundungen bleiben.

Tut der grünen Seele weh

Aber eins nach dem anderen. Dass sich die Länder und der Bund jetzt überhaupt auf diesen Weg geeinigt haben, das ist bemerkenswert. Bundesumweltministerin Lemke als auch elf von 16 Landesumweltministern sind Grüne. Sie haben eine Lösung in der Frage mit vorangetrieben. Es dürfte ihnen schwergefallen sein. Denn mit diesem Beschluss ist klar: Eine streng geschützte Art wird künftig bejagt werden. Das tut der grünen Seele sicherlich weh. Und doch haben die Minister zugestimmt. Das muss man anerkennen.

Es bleibt Spielraum bei der Auslegung

Nun wird es auf die Details ankommen. Laut Beschluss sind problematische Wölfe solche, die - so wörtlich - zumutbare Herdenschutzmaßnahmen überwinden. Aber was genau bedeutet "zumutbar"? Waren die gerissenen Tiere vor dem Wolf fachgerecht geschützt? Waren die Zäune hoch genug? Das muss genau definiert werden und nachvollziehbar sein. Und pragmatisch überprüft werden. Es darf nicht am letzten Zentimeter Zaunhöhe scheitern.

Es ist Augenmaß gefragt

Dann die Frage: Wie werden die Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen festgelegt? Was passiert, wenn der Wolf zwei Kilometer außerhalb dieser festgelegten Region zuschlägt und die nächste Schafherde angreift, die fachgerecht geschützt war? Auch hier ist Augenmaß gefragt.

Auf die Landesregierung kommt Arbeit zu

Das alles muss zudem so rechtssicher wie möglich sein. Es wird Klagen geben. Naturschützer werden vor Gericht ziehen. Möglicherweise auch Weidetierhalter, denen zeitlich und örtlich begrenzte Wolfsabschüsse zu wenig sind. Es kommt also noch jede Menge Arbeit auf die Landesregierung zu. Man muss nicht nur schnell, sondern auch gründlich sein.

Akzeptanz durch konsequentes Handeln

Und, der vielleicht wichtigste Punkt: Auf der Pressekonferenz der Umweltminister ist von Einzeltieren die Rede gewesen, vom Täterwolf, den man erlegen möchte, um andere Wölfe abzuschrecken. Es darf aber nicht nur bei dem einen Wolf bleiben. Lernt ein Elterntier, Zäune zu überwinden, gibt es das Verhalten an die Jungtiere weiter. Im Zweifel müssen ganze Problemrudel geschossen werden. Konsequentes Handeln, kein Zögern. Nur so wird die Mehrheit der Bevölkerung den Wolf dauerhaft akzeptieren.

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Ein Wolf blickt nach links. © picture alliance / agrarmotive | Klaus-Dieter Esser Foto: Klaus-Dieter Esser

Länder dürfen künftig Abschuss-Gebiete für Wölfe ausweisen

Die Neuregelung soll unter bestimmten Bedingungen gelten. Damit wird der Vorschlag von Umweltministerin Lemke umgesetzt. (01.12.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 01.12.2023 | 16:00 Uhr

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