Aktion gegen Kinderpornografie: Hunderte Durchsuchungen im Norden
Im Rahmen einer Aktionswoche gegen sexuellen Missbrauch an Kindern haben Einsatzkräfte Hunderte Wohnungen durchsucht - auch in Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Insgesamt habe es von Montag bis Donnerstag über 300 Durchsuchungen gegeben, teilte das federführende Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen am Donnerstag mit. Allein in Niedersachsen wurden demnach 180 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. In Braunschweig griff ein Beschuldigter dabei zwei Beamten mit einem Abwehrspray an und wurde festgenommen. In Schleswig-Holstein durchsuchten Ermittlerinnen und Ermittler 51 Wohnungen, in Hamburg 40 und in Mecklenburg-Vorpommern 28. Durchsuchungen gab es außerdem in Bremen und Berlin. Laut LKA waren dabei mehr als 630 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Zweite Aktionswoche in Norddeutschland
Bei den Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte nach Angaben des LKA Niedersachsen unter anderem Laptops, Rechner, Smartphones und Festplatten sicher. Darauf vermutet das LKA nach eigenen Angaben Fotos, Filme und Texte, die den Missbrauch an Kindern darstellen. Eine erste gemeinsame Aktionswoche des sogenannten "Nordverbunds" der Landeskriminalämter Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hatte im vergangenen Jahr stattgefunden, auch Brandenburg und Berlin hatten sich angeschlossen. "Dieser erneute länderübergreifende Einsatz zeigt, dass wir in der Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige nicht nachlassen", betonte Niedersachsens LKA-Präsident Friedo de Vries am Donnerstag.
LKA-Chef: "Lassen nicht locker"
"Ziel der Aktion ist es, Täterinnen und Täter aus der Anonymität des Internets zu holen und einmal mehr zu zeigen, dass wir ihre Straftaten konsequent verfolgen", sagte der Direktor des LKA Schleswig-Holstein, Thomas Bauchrowitz. "Das tun wir übrigens nicht nur in dieser speziellen Woche, sondern jeden Tag - denn hinter jedem Einzelfall kann ein noch andauernder Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen stehen." Hamburgs LKA-Chef Jan Hieber nannte die Aktion ein "ganz klares Zeichen an die Täter dieser verwerflichen Straftaten". Er kündigte an: "Wir lassen nicht locker, das vermeintlich anonyme Internet bietet keinen Schutz vor der Strafverfolgung." Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) sagte: "Die Bekämpfung der Kriminalität in diesem spezifischen und besonders grausamen Deliktsfeld stellt für unsere Polizeibeamtinnen und -beamten in Mecklenburg-Vorpommern eine absolute Priorität dar."
Sieben Anläufe, bis Opfer gehört werden
Im Durchschnitt seien sieben Anläufe notwendig, bis Kinder als Opfer sexualisierter Gewalt gehört würden, teilte Niedersachsens LKA-Präsident de Vries mit. Mit der Aktionswoche wolle man nicht nur signalisieren, dass die Landeskriminalämter alles unternehmen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Ebenso stelle sich die Aktion an die Seite der vielen Opfer des Missbrauchs: "Wir sehen und hören euch", sagte de Vries.
Sexuelle Gewalt an Kindern: Fallzahlen steigen
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik waren die Fallzahlen im Bereich der sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Einen Großteil der polizeilichen Ermittlungen werden laut LKA Niedersachsen durch Hinweise der US-amerikanischen Organisation National Center for Missing and Exploited Children ausgelöst. Allein im vergangenen Jahr wurden aus den USA 179.000 Fälle gemeldet - rund ein Drittel mehr als im Jahr 2022 (136.500 Fälle). 2015 lag die Zahl der gemeldeten Fälle noch bei etwa 14.500. Nicht nur die Fallzahlen, auch die Aufklärungsquote ist den Angaben zufolge aber deutlich gestiegen. Im Jahr 2022 lag sie bei rund 80 Prozent, 2023 erreichte sie rund 90 Prozent.