110 Millionen Euro: Bauern in Niedersachsen warten auf EU-Gelder
Bestimmte Zahlungen der EU an Landwirte dauern in diesem Jahr länger als in den Jahren zuvor. Grund ist eine Änderung der Förderrichtlinien. Das belastet vor allem ökologisch wirtschaftende Betriebe.
Es geht laut dem Landwirtschaftsministerium um 110 Millionen Euro für Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM), die noch nicht ausgezahlt wurden. Betroffen davon sind demnach insgesamt rund 9.700 Betriebe mit 15.000 Anträgen. In den vergangenen Jahren kam das Geld zum 15. März. Auf die Fördergelder warten nach Informationen von NDR Niedersachsen besonders Bio-Betriebe, da diese mehr auf die Fördergelder angewiesen sind und es durch die zuletzt hohe Inflation eine geringere Nachfrage an Bio-Produkten gegeben hat.
Landvolk: Bis zu fünfzig Prozent der Bio-Betriebe brauchen neue Kredite
Im Schnitt gehe es um 20.000 Euro, die den Bio-Landwirten aktuell fehlen. "Es ist sehr ärgerlich, wenn ein Betrieb mit einem festen Auszahlungstermin für diese Gelder rechnet und der Termin sich dann kurzfristig ändert", erklärte Carolin Grieshop vom Kompetenznetzwerk Ökolandbau Niedersachsen dem NDR. Damit würden sich auch Investitionspläne oder zu bedienende Forderungen - beispielsweise von Banken - verschieben. Das Landvolk Niedersachsen schätzt, dass bis zu fünfzig Prozent der betroffenen Bio-Landwirte die Lücke mit neuen Krediten schließen muss.
Neues System sorgt für spätere Auszahlungen
Die Förderrichtlinien haben sich zu diesem Jahr geändert und somit auch das System. Beim Land hat das nach eigenen Angaben zu längeren Bearbeitungszeiten zum Beispiel auch in der EDV geführt, weshalb das Geld erst Ende April ausgezahlt werden kann - sechs Wochen später als in den Jahren zuvor. Kritik kommt vom Landvolk - es gebe zuviel Bürokratie bei dem Verfahren. Das System sei offenbar so verworren, dass es die EDV-Experten nicht verstünden, erklärte Landvolk-Präsident Hennies dem NDR Niedersachsen. Er fordert einen Bürokratie-Abbau.
Land Niedersachsen sieht sich nicht verantwortlich für Verspätungen
Das Landwirtschaftsministerium erklärte, dass es intensiv daran arbeite, alles umzusetzen. Die neue Förderrichtlinie, die alles komplizierter mache, komme allerdings von der EU. Das Land sei dafür zuständig, das Ganze abzuwickeln und sehe sich damit nicht verantwortlich für die Verspätungen.